DER RECHTE RAND: No-Go-Area für Nicht-Nazis

Der Weg zum Hof wurde unlängst mit Steuergeldern ausgebessert. Am Samstag wird die öffentliche Straße zum Bauernhof von Joachim Nahtz aber nicht allen zugänglich seien. Die Region um das Anwesen des NPD-Mitglieds ist an dem Tag eine No-Go-Area für Nicht-Nazis. Unbeeinflusst von Protest soll nach Anordnung des Landkreis Celle dort eine rechte Sonnenwendfeier stattfinden können.

Seit Wochen wirbt die Szene um die „Kameradschaft 73 Celle“ für das Fest am Rande der Gemeinde Eschede. Eine Gegendemonstration ist seit längerem geplant. Aber weder in Hör- noch in Sichtweite des Bauernhofes ist Protest zugelassen. „Es wird so getan, als seien antifaschistische Demonstrationen das Problem und nicht das Nazitreffen“, sagt Hartwig Erb vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB).

Der Hof hat sich längst zu dem Neonazitreff im Norden entwickelt. In den vergangenen drei Jahren fanden dort elf große Treffen statt. Zum Teil kamen bis zu 250 Kameraden – besuchten Erntedankfeste, Sommer- und Wintersonnenwendfeiern. Dennis Bührig von der Celler Kameradschaft sagte, dass das „Verweilen an der Glut des Sonnenwendfeuers“ das Zusammengehörigkeitsgefühl stärke. Auch Schulungs- und Strategieveranstaltungen fanden statt.

Die gesellschaftliche Bedrohung scheint für den Landkreis dennoch vom Protest auszugehen. In der Verfügung der Route betont der Kreis, dass sogenannte linksextreme und gewaltbereite Teilnehmer die Aktion unterstützen würden, namentlich unter anderem Die Linke, die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) und die Deutsche Kommunistische Partei (DKP).

Die Organisationen erwidern, der Landkreis liege mit seiner Gleichung „Antifaschismus = Linksextremismus = Demokratiefeindlichkeit“ falsch. Der Kreis wiederum handelte aus Sorge vor einem Rechtsstreit um die Route: Man suchte einen Bauern auf, auf dessen Wiese unweit des Nazi-Events die Gegenkundgebung stattfinden soll, und warnte ihn – vor den Linken.

Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland