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Archiv-Artikel

DER RECHTE RAND WOVON SICH EINE HAMBURGER AFD-FRAU VERFOLGT FÜHLT „Faschismus hautnah“

Im Wahlkampf ist es kaum zu verhindern: Plakate werden umgestaltet, zerstört oder geklaut. Zwei Wochen vor der Bürgerschaftswahl in Hamburg sind nach Polizeiangaben an die 642 Werbeträger beschädigt oder entwendet worden. Wie das politisch einzuschätzen sei, glaubt Karina Weber zu wissen: „Das“, erklärt die Kandidatin der AfD, „ist Faschismus.“

Das Statement bei Facebook ist kein geschichtspolitischer Ausrutscher. „Wer Faschismus hautnah und am eigenen Leib erleben möchte“, führt Weber aus, „der muss einmal nachts durch Hamburg streifen und seiner Arbeit nachgehen.“ Dieser „Faschismus“ erinnere sie „fatal an die damalige Bücherverbrennung“.

Darin schwingt eine Relativierung des Nationalsozialismus mit, sagt Alexander Häusler vom Forschungsschwerpunkt „Rechtsextremismus und Neonazismus“ der FH Düsseldorf, der die Studie „Die rechten ‚Mut‘-Bürger“ mit herausgebracht hat: In solcher Gleichsetzung werde auch die Shoah verharmlost. „Die Faschisten sind heutzutage eben am stärksten in der linken Szene zu verorten“, fährt Weber fort – in der Welt der AfD werden Kritiker schnell mal als „grüne SA“ oder „Linksfaschisten“ bezeichnet.

Es ist nur ein paar Tage her, da fiel die frühere Schill-Parteigängerin Weber durch Kontakt zur Facebook-Gruppe „Königreich Vereintes Deutschland“ auf, in der ein Deutschland in den Grenzen von 1937 gefordert wird und die Bundesrepublik als alliiert besetzt gilt.

„Politik der Mitte“ steht auf den aktuellen AfD-Plakaten, und auch der Europaabgeordnete Hans-Olaf Henkel müht sich, die Partei in Hamburg als „liberal“ darzustellen. Ausgerechnet Gründungsmitglieder dieses Landesverbandes aber fielen durch wohlwollende Aussagen zu den „Hooligans gegen Salafisten“ auf, ein Ausschlussverfahren läuft. Gegen Weber nicht.

ANDREAS SPEIT

■ arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland