DER RECHTE RAND WEN „NORDDEUTSCHE BÜCHER“ NACH GREVESMÜHLEN LOCKTEN : Kuchen, Kinder und SS
Vergangenen Sonntag war einiges los am Grünen Weg in Grevesmühlen: Ab 11 Uhr trafen die ersten Besucher der 2. „Norddeutschen Bücherbörse“ im „Thinghaus“ ein – und nicht zum ersten Mal musste Polizeikontrollen hinter sich bringen, wer das Gebäude erreichen wollte. Am Ende kamen mehr als 100 Besucher, einige brachten Kinder mit, andere Kuchen.
„Wir wissen, dass auch nahe Anwohner in das Zentrum gehen“, sagt Jürgen Suhr, Vorsitzender der Grünen-Fraktion im Schweriner Landtag. Gleichwohl sei das Thinghaus längst einer der „zentralen Treffpunkte“ der Szene von NPD und Kameradschaften, die in Mecklenburg-Vorpommern seit einiger Zeit wenig auf sich aufmerksam macht: Den Aufbau von Strukturen scheint man geräuschlos vorantreiben zu wollen.
Seit Jahren schon finden in dem Gebäude, in dem die NPD-Landtagsfraktion ein „Bürgerbüro“ unterhält, auch Schulungen und Feste statt. Auf seiner Facebook-Seite bewarb der „Freundeskreis Thinghaus“ selbstbewusst die nun zum zweiten Mal ausgerichtete „Bücherbörse“ – unter dem Hinweis, dass Angehörige „ von „antideutschen Parteien“ oder gar „der linksextremen Szene“ nicht teilnehmen dürften. Die Ausstellenden warnte man, sie seien für angebotene Literatur selbst verantwortlich, „insbesondere den §86a StGB“ betreffend – der Strafrechtsparagraf zur Verwendung von Kennzeichen verfassungswidrigen Organisationen.
„Ein Zeitzeuge“, auch das stand bei Facebook, würde „über seine behütete Kindheit“ – als „Pimpf“ des Deutschen Jungvolks – und über seine „Erlebnisse“ – bei einer SS-Freiwilligen-Division – berichten. Der Name des Vortragenden wurde nicht genannt. Es handelte sich um Klaus Grotjahn, der im vergangenen Jahr seine Biografie veröffentlicht hat – Titel: „Von der 8,8 cm-Flak zur SS-Division ‚Nordland‘ – Im Endkampf um Berlin“.
ANDREAS SPEIT ■ arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland