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DDR kritisiert sowjetische Politik

■ SED–Chefideologe Hager meldet im Neuen Deutschland Bedenken gegen Reformen an Kritik an BRD–Politikern und Medien / Sowjetischer Film über Stalin–Ära hart angegriffen

Ost–Berlin (dpa/ap)– Die SED hat sich erneut von der sowjetischen Reformpolitik abgegrenzt. In einem Grundsatzartikel des SED–Zentralorgan Neues Deutschland drückte der DDR– Chefideologe Kurt Hager am Mittwoch zugleich die Sorge Ostberlins über die wachsende ideologische Verunsicherung der DDR–Bürger aus Ost und West aus. Er bezichtigte bundesdeutsche Politiker sowie Medien eines „ununterbrochenen Verleumdungsfeldzugs gegen das Gesellschaftsystem der DDR“. Hager bezog sich offenbar auf Irritationen in der DDR–Bevölkerung über das kürzlich vorgestellte SED/SPD–Ideologiepapier ein, in dem dem Westen erstmals eine Friedens– und Reformfähigkeit eingeräumt wird. Desweiteren warf Hager CDU– politikern und den Medien der Bundesrepublik Deutschland Einmischung in die inneren Angelegenheiten der DDR vor. Es sei „erstaunlich, mit welcher Unverfrorenheit sich CDU–Politiker und BRD–Medien in die inneren Ange legenheiten der DDR einmischen“, erklärte Kurt Hager. In ungewöhnlich deutlicher Form wurde in der DDR–Zeitung Junge Welt der sowjetische Film „Die Reue“ kritisiert. Die Arbeit des georgischen Regisseurs Tengis Abuladse, die im Zuge der Öffentlichkeit (Glasnost) und des Umbaus (Perestroijka) Anfang des Jahres in die sowjetischen Kinos gekommen ist, wurde als „Hohlspiegel einer grundsätzlich verkehrten Welt“ bezeichnet, dessen „geschichtsphilosophische Einschwärzung ... letztlich zur Anschwärzung marxistisch–leninistischer Geschichtsschreibung“ werde. In der DDR ist dieser Film bisher nicht aufgeführt worden.

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