: DB: Trotz Wachstums Milliardenverluste
■ Bundesbahn machte 1991 ein Minus von 5,3 Mrd. Mark/ Dürr sucht nach „absolutem Neuanfang“
Frankfurt/Main (dpa/vwd) — Trotz eines Umsatzwachstums von 870 Millionen DM auf 16,2 Milliarden DM fährt die Deutsche Bundesbahn (DB) weiterhin in den roten Zahlen. 1991 sind nach einer ersten Übersicht voraussichtlich 5,3 Milliarden DM Verluste — 350 Millionen DM mehr als 1990 — aufgelaufen. Damit wachse der Schuldenberg der Bundesbahn auf rund 38 Milliarden DM, teilte der Vorstandsvorsitzende der Bundes- und Reichsbahn, Heinz Dürr, gestern mit. Zusammen mit den Schulden der Deutschen Reichsbahn (DR) summiert sich der 1991er Verlust der deutschen Eisenbahnen auf elf Milliarden DM.
Der Bahnchef wertete die 91er Bilanz dennoch als „gutes Ergebnis“. Dabei verwies er insbesondere auf die um zehn Prozent gestiegenen Umsätze im Personenverkehr. Dieser Bereich der Bundesbahn erbrachte einen Umsatz von 6,2 Milliarden DM, wobei der Personenfernverkehr mit zwölf Prozent überdurchschnittlich zulegte. Angesichts der jährlich in dreifacher Millionenhöhe steigenden Schulden sind nach den Worten des Bundesbahn- und Reichsbahn-Chefs die deutschen Bahnen nur noch durch einen „absoluten Neuanfang“ zu retten. Als einzigen Ausweg sieht der Bahnchef die Umwandlung in eine privatwirtschaftlich organisierte Aktiengesellschaft. Der Erfolg eines solchen Privatisierungskonzepts setze allerdings voraus, daß die Bahn „wirklich bei null“ anfangen könne, das heißt, daß sie von ihren Schulden befreit und mit „angemessenen Eigenkapital“ auszustatten sei.
Die Regierungskommission Bahn hatte im Dezember letzten Jahres Empfehlungen vorgelegt, die eine Umwandlung in eine privatrechtlich organisierte Deutsche Eisenbahn AG (DEAG) vorsehen. Insgesamt soll die Vorbereitung so vollzogen werden, daß möglichst bis zum Sommer 1993 die notwendigen gesetzgeberischen Arbeiten — darunter eine Änderung des Grundgesetzes — abgeschlossen sind.
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