DAUMENKINO : Überfrachtetes Denkmal
Gleich zwei neue Produktionen handeln von Chess Records, dem legendären Chicagoer Label, das in den 40ern dem Rock ’n’ Roll den Weg ebnete. „Cadillac Records“, eigentlich nach „Who Do You Love“ fertiggestellt, hat das Rennen um den früheren Kinostart gemacht – was wohl an dem imposanten Cast liegt: Beyoncé Knowles als Etta James, Mos Def als Chuck Berry, Adrian Brody als Labelgründer Leonard Chess.
Regisseurin Darnell Martin und Co-Executive-Produzentin Beyoncé Knowles überheben sich an ihrem Vorhaben: Es soll ums Ganze, um Aufstieg und Fall gehen, um Alkohol- und Heroinsüchte, um den Prozess, den Chuck Berry 1963 gegen die Beach Boys gewann, und um die große Frage, ob es nur das Geld war, das den polnischen Juden Leonard Chess und seine Blues-Männer als Geschäftspartner zur frühen Überwindung der Rassentrennung zusammenbrachte. Kurz: Es geht um zu vieles gleichzeitig.
Den eingeblendeten Jahreszahlen entnimmt man, dass hier von 1941 bis 1969 fast 30 Jahre vergehen sollen, doch vor der Kamera altert niemand. Außerdem flackern vor dem inneren Auge inkommensurable, nicht unbedingt förderliche Überblendungen zwischen dieser hier anzüglich fluchenden und flehenden Etta James, jener adretten Beyoncé und „Sasha Fierce“, der verchromten Roboter-Dragqueen, als die Beyoncé aktuell in ihren Musikvideos tanzt.
Dass man sich dieses bunte Durcheinander trotzdem gern anschaut: einzig wegen der überzeugend dargebotenen Interpretationen der Hits aus dem Chess-Katalog. JAN KEDVES
„Cadillac Records“. Regie: Darnell Martin: Mit Adrien Brody, Jeffrey Wright, Beyoncé Knowles. USA 2008, 109 Min.