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Archiv-Artikel

DAS WETTER: DER DUNST

Tief im Innersten der Eingeweide, wo es stets finster und glitschig ist, entsprang ein Dunst. Blind und orientierungslos schniefte er: „Wo bin ich hier nur?“ Rings um ihn spürte der Dunst das wütende Rumoren der Fermentation. Ihm schwante Übles – das muss ein Wiederkäuer sein! Panik machte sich breit, er wollte nur noch raus. Aufgeregt waberte er durchs Gedärm und diffundierte blindlings durch Membranen – es musste doch einen Ausweg geben. „Eine Drüse, ein Königreich für eine Drüse!“, zischte der Dunst. Doch nie war eine da, wenn man sie braucht. Schon wollte er aufgeben und still und heimlich verdunsten, doch dann erspähte er hinter der nächsten Darmbiegung einen gelblichen Schimmer. „Was kann das nur sein?“ Hatte seine Mutter – Gott hab sie selig – ihm nicht immer gesagt: „Im Bullenarsch ist’s finster!“ Trotz aller Furcht traute er sich und spitzte um die Ecke. Dreizehn bärtige Schweizer schmolzen übergärigen Käse in einem meterhohen Tiegel. Dem Dunst wurde ganz warm ums Herz. „Ah, Landsleute“, wollte er jubilieren. Da eruptierte das Ungetüm und fegte den Dunst hinaus.