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Archiv-Artikel

DAS GIBT ZU DENKEN

Klaus Quirini, 67, Musikexperte und Gründer des Verbandes Deutscher Musikschaffender (VDM), glaubt an die subversive Kraft der Musik und ermuntert Künstler zum Musizieren in Nordkorea: „Es gibt keine bessere Verständigung zwischen den Völkern. Viele Diktaturen haben über Musikaustausch den Weg in die Demokratie gefunden.“ Warum ist das so? „Mit der Sprache kann man viel falsch machen, wie wir aus der Politik wissen. In der Musik kann man nur falsch spielen“, sagt Quirini der taz, auf den der Dirigent Lorin Varencove Maazel gewaltig Eindruck gemacht hat. Der Musikdirektor der New Yorker Philharmoniker dirigierte am Dienstagabend in Pjöngjang das bisher einzige Konzert, das amerikanische Musiker je in Nordkorea gegeben haben. Das Konzert diente der Entspannung, denn offiziell sind die USA und Nordkorea im Kriegszustand. Maazel, der zur größten Gruppe der Amerikaner gehört, die je friedlich in Nordkorea einreiste, verwies auf Reisen der Philharmoniker in die Sowjetunion in den 50er-Jahren: „Die Sowjets haben nicht erkannt, dass es eine zweischneidige Sache war. Indem sie unseren Besuch zuließen, erlaubten sie Menschen von außerhalb, mit der Bevölkerung zu interagieren.“ Dies habe einen so nachhaltigen Effekt gehabt, dass die Machthaber ihre Macht verloren hätten.