DAS ENTSCHEIDENDE DETAIL I : Milde Verhältnisse
KLIMA Rekordkälte? Von wegen! Auch wenn in Berlin Anfang Februar russische Temperaturen herrschten, war der Winter in Deutschland insgesamt doch zu warm
Zugefrorene Seen, liegen gebliebene Autos, kalte Füße – Anfang Februar war der Winter in Deutschland so eisig wie lange nicht mehr. Berlin hatte in den ersten zehn Februartagen eine niedrigere Durchschnittstemperatur, als sie normalerweise zur gleichen Zeit in Moskau herrscht: Russenkälte an der Spree! Dennoch wird der diesjährige Winter als relativ mild in die Klimastatistik eingehen. Der Grund ist einfach: Zwei bis drei Wochen extreme Kälte können, statistisch gesehen, zweieinhalb sehr milde Monate nicht ausgleichen.
Der meteorologische Winter umfasst die Monate Dezember, Januar und Februar; er bildet das Wettergeschehen besser ab als sein kalendarischer Bruder. Der diesjährige Winter war deutschlandweit im Durchschnitt um 0,8 Grad zu warm, wie der Deutsche Wetterdienst mitteilte. In Erinnerung werden aber andere Dinge bleiben: der viele Schnee in den Bergen; eine dicke Eisdecke auf der Müritz. Auch das Stettiner Haff fror zu, mehrere Ostfriesische Inseln waren tagelang nicht mit der Fähre erreichbar.
Hat das Ganze etwas mit dem Klimawandel zu tun? Nein. Wie warm oder kalt unser Winter ist, hängt davon ab, wo die Luftmassen herkommen. Stammen sie vom Atlantik, der durch den Golfstrom erwärmt wird, ist es mild; kommen sie aus der Arktis oder aus Sibirien, ist es kalt. Aussagen über den Klimawandel lassen sich erst treffen, wenn man die Daten über einen langen Zeitraum vergleicht. Aber da ist auch der Winter 2011/12 ein kleines Teil im großen Puzzle. ROT