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Archiv-Artikel

DAS DING, DAS KOMMT Höchster Buddha

Eine BUDDHA-STATUE aus Fiberglas und Blattgold wird jetzt in Hannover eingeweiht. Sie soll die größte ihrer Art in ganz Europa sein

Von KNÖ

Europas angeblich größte Buddha-Statue ist aus Fiberglas – aber mit Blattgold belegt. Am Sonnabend wird die 7,20 Meter hohe Skulptur in der Pagode Vien Giac in Hannover eingeweiht. Zu der Zeremonie in dem Kloster, an die sich eine Unterweisung in der buddhistischen Lehre (Dharma) anschließt und die von einem vietnamesischen Kulturabend abgerundet wird, werden mehrere Tausend Menschen aus ganz Europa erwartet. Die Pagode gehört zur Congregation der Vereinigten Vietnamesischen Buddhistischen Kirche, Abteilung Deutschland.

Das Kloster hatte die Statue in China in Auftrag gegeben, weil es sich bisher bei großen Veranstaltungen immer Statuen ausleihen musste. Die Besucher aus der Umgebung hätten sich aber ein Symbol für Hannover gewünscht, sagt Trungh-Hiep Tran, der die Öffentlichkeitsarbeit für die Pagode macht.

Die Statue repräsentiert den Bodhisattva Avalokiteshvara, der in ein wallendes Gewand gehüllt auf einem Drachenkopf steht und eine Vase in der Hand hält, aus der Wasser fließt. Die Buddha-Figur sei ein „Symbol der Völkerverständigung“, sagt Tran. Die Vase sei ein Symbol der Nachhaltigkeit, denn das Wasser höre ja nie auf zu fließen. Die Figur des Drachen, der einen Fischschwanz hat, gehe auf eine Legende zurück, in der ein Karpfen zum Himmelsdrachen wird. Auf diesem reitet der Buddha, um den Menschen zu helfen.

Die Ausführung der Statue geht auf ein chinesisch-vietnamesisches Vorbild zurück. Sie sei aber – obwohl aus Kunststoff – keine Massenware, betont Tran. Die Pagode und mehrere Mönche hätten anderthalb Jahre an der genauen Ausgestaltung gearbeitet, zum Beispiel der Nase und der Augen, um der Skulptur die nötige Aura zu geben.

Dass sie aus Kunststoff ist, hat einen pragmatischen Grund: „In Deutschland gibt es große Temperaturunterschiede“, sagt der stellvertretende Abt Thich Hanh Bon. Die Statue soll das ganze Jahr über im Freien stehen. Zwar wiegt die hohle Plastik 1,3 Tonnen, um sie sturmfest zu machen, muss sie jedoch im Inneren mit einer Stahlkonstruktion versehen und verankert werden.

Der Bodhisattva Avalokiteshvara ist ein erwachtes Wesen, welches das Mitgefühl, das Erbarmen verkörpert. Im Buddhismus gilt der Buddha Shakyamuni, der die Religion begründete, nicht als der einzige Erwachte. Es gab Erwachte vor ihm und gibt sie bis in die heutige Zeit, weil Menschen stets aufs Neue den von Buddha gewiesenen Weg beschreiten. Dazu kommen mythologische Erwachte wie Avalotkiteshvara, die Aspekte der buddhistischen Lehre ausdrücken.

Im Herz-Sutra, dem zentralen Text des Zen-Buddhismus, verkörpert er den wahrhaft Übenden, der durch seine buddhistische Praxis erkennt, dass alle Seinsaspekte im Grunde leer sind und so die fühlenden Wesen vom Leiden erlöst. Dabei ist die Leerheit nicht mit dem Nichts zu verwechseln, sondern repräsentiert eher ein Potenzial, aus dem die Phänomene in wechselseitiger Abhängigkeit entstehen und vergehen.

Avalotikeshvaras Statue in Hannover steht auf einem sechseckigen Sockelgebäude aus Beton, in dem meditiert und die Teezeremonie praktiziert werden soll. Um das Gebäude herum möchte der Abt des Klosters einen der Natur nachempfundenen Park anlegen, der allen Bürgern zur Erholung offen stehen soll.  KNÖ

■ Sa, 9. 8., 10 Uhr, Pagode Vien Giac, Karlsruher Straße 6, Hannover