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Archiv-Artikel

DAS AKW PHILIPPSBURG HAT DIE IAEO GETESTET, SEINE MITARBEITER NICHT Unfallfreier Jubel

Wer so dick aufträgt, offenbart Rechtfertigungszwang: Mit „sehr gutem Ergebnis“ habe die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) das Atomkraftwerk Philippsburg überprüft, ließ der Energiekonzern EnBW gestern wissen. Es habe sich gezeigt, dass der Reaktor „eine sehr gute Anlage“ sei, und man freue sich „sehr darüber“, dass die Ergebnisse „so positiv“ ausgefallen seien. Und schließlich jubelt die EnBW, sie habe „eindrucksvoll unter Beweis gestellt, ein zuverlässiger Betreiber von Kernkraftwerken“ zu sein.

Wir erinnern uns: Jahrelang waren in Philippsburg grundlegende Sicherheitsvorschriften missachtet worden. „17 Jahre Pfusch im AKW“ hatte 2001 die regionale Presse geschrieben, während Umweltminister Jürgen Trittin „ernsthafte Zweifel an der Zuverlässigkeit des Betreibers“ äußerte.

Und jetzt soll plötzlich alles wieder gut sein? Dass die EnBW endlich Ordnung schafft, war ja wohl das Mindeste, was man erwarten konnte. Doch selbst nachdem nun die IAEO einen „ausgezeichneten Zustand der Anlage hinsichtlich der installierten Ausrüstung, der Sauberkeit und des Housekeepings“ bescheinigt, wäre es naiv anzunehmen, damit wären alle Risiken beseitigt.

Die Sicherheit lässt sich nämlich durch einen Blick auf „Sauberkeit und Housekeeping“ kaum erfassen – der größte Risikofaktor der Anlage sind die Mitarbeiter. Dass sich in den deutschen Atomreaktoren gerade ein Generationswechsel vollzieht und erfahrene Mitarbeiter altersbedingt ausscheiden, birgt große Risiken. Denn: Ein alter Atomreaktor verhält sich wie ein altes Auto – er hat seine Macken, die man kennen muss. Das war jedoch nicht Thema der IAEO-Untersuchung.

Auch in anderer Hinsicht gibt es eine Parallele zwischen Straßenverkehr und Atomkraft: Die wenigsten Unfälle passieren aufgrund technischen Versagens, sondern wegen falscher Bedienung. Entsprechend absurd ist die gestrige Jubelarie der EnBW: Sie kommt daher, als würde ein Autofahrer eine bestandene TÜV-Prüfung seines Wagens als Garantie für weitere Jahre unfallfreies Fahren interpretieren. BERNWARD JANZING