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D O K U M E N T A T I O N Hamadei nicht ausliefern

■ Wir dokumentieren auszugsweise den Kommentar des ARD–Chefreporters Dagobert Lindlau aus der „Tagesthemen“–Sendung vom 19.1.87

Nicht nachgeben! Das sagt sich leicht. Wenn man nicht Opfer ist. Es geht um das Leben eines Mannes. Nachgeben. Das kann sein Leben retten und andere nach ihm zum Tod verurteilen. (...) Keiner will jetzt in der Haut der Bundesregierung und ihrer Berater stecken. Was immer sie tut - es wird auch falsch sein. Es ist das Kennzeichen terroristischer Erpressung, daß sie richtiges Handeln nicht zuläßt. (...) Es wird Zeit, daß wir erfahren, wo unsere europäischen Freunde in dieser Frage stehen und was unsere amerikanischen Bündnispartner wirklich tun. Starke Worte allein reichen nicht. Aber auch die politisch Verantwortlichen und die religiösen Führer im Libanon und anderswo müssen sich entscheiden, ob der Islam zum Synonym für hinterhältigen und blutigen Terror werden soll. Der heilige Krieg verlangt angeblich Kampf mit allen Mitteln. Wir kennen derartigen religiösen Wahnsinn aus der christlichen Geschichte. In der zweiten Sure des Koran ist von der Barmherzigkeit die Rede. (...) Die Auslieferung Hamadeis an die Amerikaner kann nicht mehr zur Debatte stehen, wenn wir uns nicht jeder Mitbestimmung begeben wollen. Die Amerikaner wollen Hamadei wegen eines Anschlags auf eine ihrer TWA–Maschinen. Wahrscheinlich gehört er zu einer fundamentalistisch schiitischen Gruppe im Libanon, die vom Iran gestützt wird. Von eben dem Iran, an den die Amerikaner heimlich Waffen geliefert haben. Der in diesem Zusammenhang geschaßte Colonel North hat oft und gern gesagt, daß die Freiheitskämpfer des einen die Terroristen des anderen seien. Genau das ist die Gesinnung, in der Terrorismus gedeiht. (...)

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