Credit Suisse schließt Fonds: Finanzkrise bedroht Investmentfonds
Die Schweizer Bank Credit Suisse schließt sechs Fonds, die in festverzinsliche Papiere investierten. Restkapital wird liquidiert.
Die Finanzkrise bedroht nun auch Anlageformen, die bislang kaum betroffen waren. Die Schweizer Bank Credit Suisse hat bekannt gegeben, dass sie sechs Investmentfonds schließt. Diese investierten bis zu sieben Milliarden Franken (4,8 Milliarden Euro) in festverzinsliche Papiere. Dass ein Institut einen solchen Schritt mit der Finanzkrise begründe, sei neu, sagt Lothar Gries, Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger.
Die sechs Fonds der Schweizer Großbank tragen die Bezeichnung "Credit Suisse Bond Fund (Lux) Target Return". Sie waren in Luxemburg registriert und investierten in Staatspapiere, Unternehmensanleihen, sowie hypothekenbesicherte Werte. Dazu gehörten nach Informationen der Schweizer Zeitung "Tagesanzeiger" auch Anleihen der isländischen Banken Landsbanki und Kaupthing, die die dortige Regierung übernommen hat.
Weil der Preis solcher Papiere drastisch fiel, ist auch der Wert des Fonds seit vergangenem Herbst massiv gesunken. Der aktuelle Wert legt weit unter dem Ausgabepreis. Dies hatte zur Folge, dass viele Anleger ihre Anteile verkauften. "Sie flüchteten in den letzten Tagen und Wochen in die Liquidität", heißt es in einer Erklärung von Credit Suisse. "Deshalb war es nicht mehr möglich, die Fonds effizient und wirtschaftlich weiterzuführen."
Deutsche Anleger, die Anteile der Fonds besitzen, erhalten keine Entschädigung. Fonds gelten als so genanntes Sondervermögen und sind nicht durch die Anlagensicherung der Banken geschützt. Es gibt aber noch eine gewisse Hoffnung: Credit Suisse versucht, die noch werthaltigen Papiere der Fonds zu verkaufen. Der Erlös soll in Teilbeträgen an die Anleger ausgeschüttet werden. Wieviel dabei herauskommt, ist unklar.
In Deutschland waren so massiv bislang wenige Fonds von der Finanzkrise betroffen. Vor allem mussten offene Immobilienfonds die Segel streichen. Etwa ein Dutzend Gesellschaften wurden im Zuge der Finanzkrise geschlossen. Der Effekt für die Anleger ist unangenehm: Sie können ihre Anteile in der Regel nicht mehr an die Fondsgesellschaft zurückverkaufen und über das eingezahlte Kapital nicht verfügen. Als einziger Ausweg bleibt der Verkauf der Anteile über die Börse, was allerdings mit großen Verlusten verbunden ist.
Anlegern, die das Geld nicht sofort brauchen, rät Anleger-Berater Lothar Gries deshalb zur Ruhe. In vielen Fällen werden die Fonds nach einiger Zeit wieder geöffnet, so dass ihr Wert steigt. Dieser glückliche Umstand wird bei den Credit-Suisse-Fonds freilich nicht eintreten.
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