Corona in Deutschland: Warnung vor der zweiten Welle

Der Kanzleramtschef verteidigt die Maßnahmen gegen die Pandemie. Ämter melden wieder mehr als 1.500 Fälle pro Tag. Und die Konsumlaune sinkt.

Eine Frau trägt einen Mundschutz und schaut sich Kleidung an, die auf einem Kleiderständer hängt

Shopping in Fulda: Die Konsumlaune sinkt in Deutschland wegen Corona Foto: Oliver Müller/HMB Media/imago

BERLIN dpa | Kanzleramtschef Helge Braun hat die jüngsten Beschlüsse von Bund und Ländern verteidigt, zur Eindämmung der Corona-Pandemie keine weiteren Lockerungen zuzulassen und einige Corona-Auflagen zu verschärfen. Im Sommer sei es einfacher, das Virus im Griff zu halten, sagte Braun am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“. Wenn es kälter werde und sich viele Menschen in Innenräumen träfen, dann könne es sein, dass eine „zweite Welle mit Wucht“ komme.

Die Gesundheitsämter in Deutschland nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom frühen Freitagmorgen 1.571 neue Corona-Infektionen gemeldet. Am Tag zuvor waren es 1.507. Am letzten Samstag war mit 2.034 neuen Fällen erstmals seit Ende April die 2.000er-Marke überschritten worden.

Der Höhepunkt bei den täglich gemeldeten Neuansteckungen hatte Ende März/Anfang April bei mehr als 6.000 gelegen. Die Zahl war im Juni und Juli auf wenige Hundert pro Tag gesunken, seit Ende Juli steigt sie wieder. Experten zeigen sich besorgt, dass es zu einem starken Anstieg der Fallzahlen kommen könnte, der die Gesundheitsämter bei der Nachverfolgung von Ansteckungsketten an ihre Grenzen bringt.

Kanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder hatten daher am Donnerstag das weitere Vorgehen im Kampf gegen die Corona-Pandemie beschlossen. So kamen Bund und 15 der 16 Bundesländer überein, dass es künftig ein Mindestbußgeld von 50 Euro bei Verstößen gegen die Maskenpflicht geben soll – nur Sachsen-Anhalt macht nicht mit. Die erst vor kurzem eingeführten kostenlosen Corona-Tests für Reiserückkehrer aus Nicht-Risikogebieten sollen zum Ende der Sommerferien mit dem 15. September wieder beendet werden. Die Regelung für Reiserückkehrer aus Risikogebieten soll „möglichst ab dem 1. Oktober“ geändert werden.

Corona verdirbt die Lust auf Konsum

Angesichts der noch immer nicht ausgestandenen Virus-Krise trübt sich die Konsumstimmung in Deutschland wieder ein. Nach starken Anstiegen in den letzten drei Monaten sinke der Indikator „spürbar“, wie das Marktforschungsinstitut GfK in Nürnberg am Freitag mitteilte.

Die Konjunkturerwartung und die Anschaffungsneigung der Verbraucher legten zwar noch zu, ihre Einkommenserwartung aber verschlechterte sich. Der Anstieg der Sparneigung signalisiere ebenfalls zunehmende Verunsicherung und belaste das Konsumklima.

Das Absinken des Konsumklimas im September erklärte GfK-Experte Rolf Bürkl mit steigenden Corona-Infektionszahlen und der Furcht vor einer Verschärfung der Einschränkungen. Die seit 1. Juli geltende Mehrwertsteuersenkung könne die Konsumneigung zwar stützen, aber derzeit „noch keine stärkeren Impulse verleihen“.

Corona führt zu häuslicher Gewalt

Die Pandemie führt offensichtlich zu mehr Gewalt im privaten Umfeld. Das zeigen Zahlen der Polizei in Brandenburg. Die hat von März bis 22. Juli dieses Jahres 1.840 Fälle von häuslicher Gewalt registriert. Das waren 22 Prozent mehr Delikte als im Vorjahreszeitraum, teilte das Sozialministerium in Potsdam auf eine Anfrage aus der Linke-Landtagsfraktion mit. Im Berichtszeitraum wurden auch drei Frauen getötet.

Die Frauenhäuser in Brandenburg sind nach Angaben des dortigen Sozialministerium derzeit dennoch nicht übermäßig ausgelastet. Die Auslastung der Frauenberatungsstellen sei regional unterschiedlich. Einzelnen Stellen würden seit Mai, Juni oder Juli wieder verstärkt aufgesucht. Insgesamt bewegten sich die Beratungszahlen jedoch nicht über dem Vorjahresniveau, erklärte das Ministerium.

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