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Contras töten sechs Kinder

■ Schwere Kämpfe am Wochenende in Nicaragua / Vor allem im Norden und Süden / 30 Tote am Samstag / Zuvor Amnestiebeschluß im Parlament

Managua (afp/ap/taz) - „Es ist falsch zu glauben, in Nicaragua habe der Frieden begonnen“. Die Erklärung von Managuas Verteidigungsminister Humberto Ortega fand am Wochenende blutige Bestätigung: Mindestens 20 Menschen wurden getötet und 30 verletzt, als die antisandinistische Contra am Samstagmorgen in der südnicaraguanischen Region Rio San Juan zwei Ortschaften überfiel. Während die sandinistische Regierung zuletzt mit der am Freitag beschlossenen Amnestie eine weitere „Geste des guten Willens“ demonstrierte, verstärkte die Contra ihren militärischen Kampf im Landesinneren. Ziel des Angriffs von 150 Contras, so die Angaben des nicaraguanischen Verteidigungsministers, waren die beiden Ortschaften Las Palomas und Never Oporto, etwa 150 Kilometer südöstlich von Managua. Die landwirtschaftliche Kooperative Never Oporto ist eine der bedeutendsten des Landes. Bei dem Angriff kamen nach Regierungsangaben 18 antisandinistische Kämpfer, sechs Milizsoldaten und auch sechs Kinder ums Leben. Insgesamt seien bei den Kämpfen der vergangenen drei Tage in verschiedenen Landesteilen etwa 90 Contras getötet worden. Die heftigsten Konfrontationen fanden in Jintotega, 160 km ördlich von Managua statt. Einen Tag vor den schweren Angriffen hatte die Nationalversammlung einem Straferlaß für 984 Häftlinge zugestimmt, von denen die meisten wegen Vergehen gegen die Staatssicherheit verurteilt worden waren. Fortsetzung auf Seite 2 Der Antrag auf die Amnestie war vor zwei Wochen von Präsident Ortega im Parlament eingebracht worden, um weitere Forderungen des mittelamerikanischen Friedensplans zu erfüllen. Nach dreistündiger heftiger Debatte stimmten die Abgeordneten von sechs der sieben Parlamentsfraktionen für den Antrag. Obwohl die Oppositionsparteien kritisierten, daß die Liste der Begnadigten nur 200 der 600 Gefangenen enthalte, deren Freilassung sie schon vor Monaten gefordert hatten, stimmte nur die marxistisch–leninistische „MAP“ gegen den Antrag. Unter den Amnestierten befinden sich 200 Ex–Nationalgardisten Somozas und etwa 50 Angehörige des sandinistischen Heeres. Parlamentspräsident Nunez Tellez erklärte, die meisten der Häftlinge kämen aus Gesundheits– oder Altersgründen oder wegen guter Führung frei.

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