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Comedian Harmonists

■ D 1997, Regie: Joseph Vilsmaier; mit Ben Bec ker, Ulrich Noethen, Heinrich Schafmeister, Kai Wiesinger, Heino Ferch, Max Tidof, Meret Bec ker u.a.; 126 Min.

Ende der zwanziger, Anfang der dreißiger Jahre war das Sextett – fünf Sänger und ein Pianist – die Startruppe in Deutschland. Ihre Hits wie „Mein kleiner grüner Kaktus“, „Wochenend und Sonnenschein“ oder „Veronika, der Lenz ist da“ sind immer noch unverwüstlich. Joseph Vilsmaier („Schlafes Bruder“) ließ sich drei Jahre Zeit und gab 13,5 Millionen Mark aus um die Geschichte der Comedian Harmonists zu erzählen.

Harry Frommermann (Ulrich Noethen) war 1927 gerade mal 21 Jahre alt. Im Berliner Lokal-Anzeiger gab er eine Anzeige auf. Er war auf der Suche nach „schön klingenden Stimmen“ für ein „einzig dastehendes Ensemble“. Die Anzeige hatte durchschlagenden Erfolg, allein „schön klingende Stimmen“ waren nicht unter den unzähligen Männern, die sich da in seiner Junggesellenbude drängelten. Dann erschien der Baß, Robert Biberti (Ben Becker). Er kam gerade von einer Theaterprobe und war noch mit einer Mönchskutte kostümiert. Mit den Worten „Ich muß hier einem die letzte Ölung geben“ drängelte er sich in die erste Reihe beim Vorsingen.

Frommermann und Biberti hatten die gleichen Vorstellungen von dem zu gründenden Gesangsensemble und Biberti kannte noch ein paar andere Sänger. Das waren neben Schmelztenor Ari (Max Tidof), noch Erich A. Collin (Heinrich Schafmeister) als zweiter Tenor, dann der aus Polen stammende Bariton Roman Cycowski (Heino Ferch) und Erwin Bootz (Kai Wiesinger), der Pianist. Dann geht's los. Bandgründung, die komödiantischen Harmonien werden geschrieben und geprobt, auf und ab, dann endlich der Erfolg. Ein Liebesgeschichte gibt's auch: Frommermann und Biberti sind beide in Fräulein Erna (Meret Becker) verknallt. So darf Ben Becker ausgiebig mit seiner Schwester Meret knutschen. Dann kommen die Nationalsozialisten. Im Februar 1935 verweigert die Reichsmusikkammer den drei jüdischen Mitgliedern der Gruppe die Mitgliedschaft. Sie emigrieren nach Wien. Der Film endet hier.

Joseph Vilsmaier und seine hervorragende Darstellerriege haben sich alle Mühe gegeben. Das bei einem zweistündigen Film nicht alle Charaktere tief ausgeleuchtet werden können, ist klar. Doch der Spagat zwischen Tragödie und Komödie mit viel Musik, klappt nicht so recht. Die wunderbaren Lieder stehen im Vordergrund, das Grauen, Berufsverbot und Lebensgefahr, werden nicht spürbar. Ein dickes Plus: Vilsmaier läßt seine Schauspieler meistens zu digital aufbereiteten Orginalaufnahmen nur die Münder bewegen.

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