: Colonia Dignidad verweigert Zutritt
■ Führung der umstrittenen deutschen Siedlung in Chile lehnt Visite einer BRD–Delegation ab / Foltervorwürfe dementiert
Santiago (afp) - Die Führung der deutschen Siedlung „Colonia Dignidad“ in Chile will der Delegation aus der Bundesrepublik den Zutritt verwehren, wenn diese vor Ort Berichte über Menschenrechtsverletzungen in der von dem Deutschen Paul Schäfer geleiteten Kolonie überprüfen will. Das kündigte ein Sprecher der Siedlung am Montag in einem Interview des chilenischen Fernsehens an. Die am Sonntag in Santiago eingetroffene Bonner Delegation, der neben dem früheren deutschen Botschafter in Uruguay, Johannes Marre, auch ein Vertreter des Auswärtigen Amts, sowie der Essener Weihbischof Emil Stehle, ein Vertreter des Justizministeriums und ein Psychologe angehören, nahm am Montag erste Kontakte in der chilenischen Hauptstadt auf. Ein Generalversammlung aller Kolonie–Bewohner über 18 Jahre habe die Mission der Bonner Delegation als „inakzeptabel“ verurteilt, erklärte der Sprecher der Siedlung in dem Fernseh–Interview. Er dementierte gleichzeitig die Vorwürfe von Folter, sexuellem Mißbrauch Minderjähriger, Zwangsarbeit und unmenschlichen Versuchen an Lagerbewohnern. Die Bonner Delegation traf sich am Montag zunächst mit Bischof Carlos Camus, in dessen Diözese die Siedlung im Andenvorgebirge bei Parral 300 Kilometer südlich der Hauptstadt liegt. Bischof Camus hatte vor kurzem im deutschen Fernsehen erklärt, daß es in der Siedlung zu eigenartigen Todesfällen gekommen sein soll.
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