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Colonia-Dignidad im Hungerstreik

Santiago (afp/taz) - In Chile sind 112 jugendliche Bewohner der umstrittenen deutschen Siedlung „Colonia Dignidad“ aus Protest gegen eine angebliche „Verleumdungskampagne“ der Bundesregierung in einen Hungerstreik getreten. In einem Brief an den Petitionsausschuß des Bundestages verwahrten sie sich am Dienstag dagegen, daß die Colonia in der deutschen Öffentlichkeit und von den Behörden der Bundesrepublik als kriminelle Vereinigung behandelt werde. Die Baptisten-Siedlung bei Parral, etwa 300 Kilometer südlich der chilenischen Hauptstadt Santiago, war in den vergangenen Jahren als Folterzentrum und wegen Mißhandlungen der Bewohner durch Sektenführer Paul Schäfer in Verruf geraten. Die Jugendlichen wollen ihren Hungerstreik auf dem Gelände der Kolonie drei Tage lang durchhalten.

Am 4.Januar hatte Chiles Außenminister Hernan Felipe Errazuriz beim Obersten Gerichtshof die Ernennung eines Sonderrichters beantragt, der mit den Ermittlungen gegen die Kolonie betraut werden soll. Die Bundesregierung soll mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen gedroht haben, wenn Santiago nicht endlich tätig würde.

Schon 1977 hatte Schäfer einen Hungerstreik angeordnet, nachdem „amnesty international“ eine Broschüre über Folterungen chilenischer Häftlinge in der Colonia Dignidad publik gemacht hatte.

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