: Codein für Junkies
■ Schleswig-Holstein will Ersatzstoff
Für den landesweiten Einsatz des Drogen-Ersatzstoffes Codein in Schleswig-Holstein hat sich Gesundheitsministerin Heide Moser ausgesprochen. „Mein Ziel ist die flächendeckende und damit wohnortnahe Behandlungsmöglichkeit mit Codein-Präparaten durch niedergelassene Ärzte in den Fällen, wo es medizinisch angezeigt ist“, sagte die Ministerin gestern. Die Last der Behandlung Drogenabhängiger dürfe nicht weiterhin auf den Schultern einiger weniger Ärzte und der zentralen Drogenambulanz in Kiel verbleiben, betonte sie.
Eine Arbeitsgruppe soll bis Februar 1994 Standards für den Einsatz von Codein-Präparaten erarbeiten. Ein geregeltes Verfahren zur Substitution Drogenabhängiger mit Ersatzdrogen gebe es bisher nur für das Medikament Methadon. Die vorliegenden Erfahrungen zeigten jedoch, daß Methadon nur wenige Drogenabhängige erreiche, weil die Zugangsvoraussetzungen für diese Behandlung häufig zu hoch seien.
Das Konzept soll unter Kostenbeteiligung der Rentenversicherer, Sozialhilfeträger und der Bundesanstalt für Arbeit umgesetzt werden. Die Ministerin stützt sich auf ein Urteil des Landessozialgerichts Schleswig vom September 1992, nach dem wegen der Vielschichtigkeit der Suchtproblematik die Lösung dieser Aufgabe nicht allein den Trägern der gesetzlichen Krankenkassen aufgebürdet werden könne. In Hamburg erhalten derzeit mehrere hundert Junkies das Codein-haltige Remedacenvon ihren Ärzten.
lno
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