piwik no script img

Circle 1Automatisch ins Urbane einfädeln: Alona Harpaz und Bettina Allamoda „Highway Furniture“

Ihre Ausstellung in der Circle 1 Gallery – einer Initiative, die sich nicht nur, aber besonders als Plattform der israelischen Kunstszene in Berlin versteht − nennen Alona Harpaz und Bettina Allamoda eine „Double Single Show“. Beide zeigen denn auch distinkte Werkkomplexe − Video und Malerei bei Alona Harpaz, Skulptur und Druckgrafik bei Bettina Allamoda − vereint freilich in ihrer Reaktion auf den Ausstellungsort. Die israelische Künstlerin Alona Harpaz reagiert auf das migrantische Umfeld und schreibt mit Neonbuchstaben „My darling, we have reached Europe“ an die Wand, die Worte, die ein überglücklicher syrischer Vater auf Arabisch zu seinem wiedergefundenen Kind sprach, das er bei der Überfahrt über das Mittelmeer verloren geglaubt hatte. Und wenn wir am Ende der Flucht, der Migration, vielleicht aber auch nur des Umzugs vom Land in die Stadt und des Sprachwechsels dann alle Berliner sind, geschieht das, weil uns die Leitplanken der Moderne – und seien diese etwa die Straßenverkehrsordnung mit ihrem titelgebenden „Highway Furniture“ − automatisch ins Urbane einfädeln. Diesem System geht Bettina Allamoda auf den Grund. Jetzt mit ihren Skulpturen aus Stahlgestellen, die üblicherweise Autobahnschilder tragen, von ihr glamourös bandagiert mit Paillettenstretch. Bettina Allamodas scheinbar simple, transparente plastische Körper entstehen im Spannungsfeld zwischen Architektur, Mode, Geschichte und Gesellschaft. Entsprechend resultieren sie in einem recherchegesättigten Verweissystem, das anspielungsreich die Migration der Ideen, Materialien und Methoden in der Moderne thematisiert.

Bis 25. 6., Do.–Sa. 12–18 Uhr, So., 1. 5. 12– 18 Uhr, Mittenwalder Str. 47

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen