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Christlich, extrem, antieuropäischRechte Graswurzeln

An ihren Rändern verbünden sich AfD und CDU mit Abtreibungsgegnern und fundamentalistischen Christen. Entsteht eine deutsche Tea Party?

Beatrix von Storch und Bernd Lucke prägen die AfD Bild: dpa

Wenn etwas ihre Unmut erregt, gründet Beatrix von Storch eine Bewegung. Als Studentin kämpfte sie für die Wiedergutmachung der Bodenreformen in der DDR, später gegen Abtreibungen, Finanzhilfen für Griechenland in der Eurokrise und wider die Gleichstellung von Frauen und Männern. „Ich finde es gut, wenn sich Menschen in die Politik einmischen, damit endlich wieder Politik für die Mehrheit gemacht wird“, sagt sie. 2011 gab sie sogar ihren Job auf, um Vollzeitaktivistin zu werden. Lange war sie in keiner Partei und sie war stolz darauf. Heute ist sie die profilierteste Politikerin der Alternative für Deutschland.

Sie ist die konservative Frontfrau der Partei. Ihr Netzwerk von Initiativen und Online-Medien hat die Demonstrationen gegen den Bildungsplan in Baden Württemberg maßgeblich mitorganisiert. Der Plan sah vor, dass Schüler etwas über homosexuelle Lebensweisen lernen.

Inzwischen sind solche Töne in der AfD häufiger zu hören: „Gleichgeschlechtliche Partnerschaften sind keine Ehen”, sagt Frauke Petry, die Spitzenkandidatin der AfD in Sachsen, wo in einer Woche der Landtag gewählt wird. Die Partei dürfte dort laut Prognosen zum ersten Mal in einen Landtag einziehen. Die Bundespartei fordert einen Stopp aller staatlichen Maßnahmen, die auf die Gleichstellung von Mann und Frau zielen. Und AfD-Vorstand Bernd Lucke sagt Abtreibung sei ein „Frevel“.

Den Ministerpräsidenten stört das nicht

taz.am wochenende

Mit Erzkonservativen, die auf die Straße gehen, begann in den USA der Aufstieg einer rechten Bewegung. Sind Anti-Homo-Proteste und AfD erste Anzeichen einer deutschen Tea Party? Eine Spurensuche in der taz.am wochenende vom 23./24. August 2014. Christine Preißmann ist Autistin und Psychotherapeutin. Ihre Patienten profitieren. Und: Der rote Kretschmann: Ein Portrait von Bodo Ramelow, der vielleicht der erste Ministerpräsident der Linken wird Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.

In Sachsen stört das den amtierenden Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich nicht so sehr, dass er Koalitionsverhandlungen mit der AfD ausschließen würde. Der ehemalige baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel rät in dieser Woche sogar ausdrücklich dazu solche Koalitionen mit der Alternative für Deutschland „unvoreingenommen“ zu prüfen.

Gegründet worden war die Partei im Februar 2013 eigentlich als Partei von Euroskeptikern, von Professoren, Journalisten und unzufriedenen CDU-Mitglieder, die nicht mehr für die südlichen EU-Länder zahlen wollten, von denen viele auch rauswollen aus der europäischen Gemeinschaftswährung.

Eine ähnliche Entwicklung spielte sich vor fünf Jahren in den USA ab. Auch hier schlossen sich Unzufriedene wegen finanzpolitischen Forderungen - nach niedrigeren Steuern und gegen zu viel Geld für Krisenbanken - zusammen. Sie nannten sich Tea Party. Inzwischen geht es bei der Tea Party nicht mehr nur um Steuern, sondern vor allem um die Anliegen der christlichen Rechten: Demonstrationen gegen Abtreibung, gegen neue Gesetze zur Homo-Ehe, gegen Einwanderung aus Mexiko. Über die Republikanische Partei drang die Tea Party ins politische System vor.

Treibt die AfD andere Parteien?

Bedeutet die Ideologisierung der AfD, dass sie zum Kern einer deutscher Tea Party werden könnte? Und wäre sie ebenso wie die rechte außermparlamentarische Opposition in den USA in der Lage, Einfluss auf die große konservative Partei des Landes zu nehmen, indem sie diese mit ihren Forderungen vor sich hertreibt? Dass das funktionieren kann, hat die Linkspartei am anderen Ende des Parteienspektrums eine Weile mit der SPD vorgeführt.

Ein Team von taz-Autoren hat sich auf die Spuren einer deutschen Tea Party begeben, in Sachsen, Baden-Württemberg und Berlin. In der Titelgeschichte der taz.am wochenende vom 23./24. August erzählen sie von frommen Männern, die auf Stadtfesten Föten aus Plastik verteilen, und von Initiativen, die Geld dafür zahlen, dass Mütter nicht abtreiben.

Linke Parteien könnten auch in einem anderen Aspekt ein Vorbild für die AfD werden. Ob Antifa-Gruppen, Globalisierungsgegner oder Gewerkschaften – linke Parteien sind mit Geflechten von Initiativen und Gruppen verbunden,die für Anliegen der Parteien mobilisieren können, sie im Wahlkampf unterstützen. Die Parteien wiederum tragen Anliegen ihrer Unterstützer in die Politik und geben ihnen dort einen Resonanzraum.

Kampagne in der EU

Als Graswurzelbewegungen gibt es solch ein Spektrum in Deutschland auch bei der Rechten: fromme Christen, gut organisiert, mit eigenen Medien, denen die Moderne viel zu modern ist. Mit Verbindungen zur AfD, aber auch an die Ränder der CDU.

„Das ist eine Bewegung“, sagt Ulli Jentsch vom Antifaschistischen Pressearchiv Apabiz in Berlin. „Sie hat einen professionellen Kern und geht in die Breite.“ Gemeinsam mit zwei Kollegen hat er ein Buch über „Lebensschutz“-Organisationen geschrieben, über christlichen Fundamentalismus und Antifeminismus. Es erscheint im September und heißt: „Deutschland treibt sich ab.“ Für die Autoren manifestiert sich der politische Auftrieb der deutschen Lebensschützer vor allem an den erfolgreichen Kampagnen auf europäischer Ebene in den vergangenen Jahren.

Eine dieser Kampagnen war die gegen den so genannten Estrela-Report - die linke portugiesische Europaabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter heißt Edite Estrela. Estrela hielt es in dem Papier unter anderem für wünschenswert, dass die EU bei der Entwicklungszusammenarbeit mit Regierungen darauf dringt, dass Mädchen in deren Ländern nach einer Vergewaltigung möglichst risikofrei abtreiben lassen können. Außerdem forderte sie eine „Sexualerziehung in einer sicheren, tabufreien und interaktiven Atmosphäre zwischen Schülern und Erziehern“.

Von traditionellen Medien wurde der Estrela-Report kaum beachtet, doch im Internet organisierten christlich-konservative Lobbygruppen wie European Dignity Watch den Widerstand gegen das Papier, das dann im Oktober 2013 mit sieben Stimmen Mehrheit in Europa-Parlament scheiterte. Auch Beatrix von Storch hat dagegen gekämpft. „Was soll das sein, eine tabulose, interaktive Sexualausbildung durch den Lehrer?“, fragt sie. Für sie ist das staatliche Einmischung und grenzt an eine Einladung zum Missbrauch.

„Linke Kreise wollten das“

„Der Unterschied zwischen dem Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche und dem im linken Milieu zum Beispiel um Cohn-Bendit oder der Odenwaldschule ist der“, sagt sie dann noch, „ein katholischer Priester, der so etwas tut, weiß, dass er eine schwere Schuld auf sich lädt. Er bildet sich nicht ein, etwas Gutes zu tun. Er will auch nicht, dass der Missbrauch legalisiert wird. Linke Kreise wollten das und behaupteten sogar, den Kindern etwas Gutes zu tun. Denken Sie nur an die Gespaltenheit Ihrer eigenen Redaktion in dieser Frage.“

Beatrix von Storch ist eine Kämpferin. Mit ihren Organisationen wie Zivile Koalition und Initiative Familienschutz hat sie die Erfahrung gemacht, dass sie die große Politik aufmischen kann. Sie ist ihre eigene Tea Party und sie könnte das sicherlich – das Zusammenführen von organisierten sittenstrengen Christen, klassischen Konservativen und Euro-Skeptikern in und um die AfD.

Glauben Sie, dass sich gerade eine konservative Bewegung formiert, die einen wirklichen Einfluss auf die große Politik haben kann? Auf die Gesellschaft, in der wir zusammen leben?

Diskutieren Sie mit!

Die Titelgeschichte „Sie glauben daran“ lesen Sie in der taz.am wochenende vom 23./24 August 2014.

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51 Kommentare

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  • Der Fehler an der AfD ist nicht der, dass sie gegen den Mord an ungeborenen Kindern eintritt oder dass manche ihrer Mitglieder ihre Religion ernstnehmen, sondern dass die AfD für National-Egoismus in der Wirtschaft, gegen hilfesuchende Asylanten, gegen Schwule und alle anderen sich nicht konform verhaltenden Gesellschaftsmitglieder kämpft. Leider ist ein nennenswerter Anteil unserer Bevölkerung sehr empfänglich für solche Bestrebungen.

  • In der AfD gibt es einen eigenen Arbeitskreis der sich für die Gleichstellung von Ehe und Eingetragenen Partnerschaften von Homosexuellen ausgesprochen hat. So lesen sich auch die Leitlinien der AfD. Stichwort Grundgesetz und Urteile aus Karlsruhe. Der sächsische Landesverband der AfD Verstößt mit seiner Ablehnung hier eindeutig gegen diese Leitlinien der AfD. Hier liegt Konfliktpotential!

    • 1G
      10130 (Profil gelöscht)
      @Siglinde Locker:

      Leider hat Frau Beatrix von Storch aufgrund Ihrer Agitation diese Leitlinien nicht verinnerlicht bzw. ist keinerlei Respekt bei dieser Person zu erkennen gegenüber LGBT. Oder ist Frau Beatrix von Storch etwa die Vorsitzende dieses Arbeitskreises?

  • Ich bin froh, dass es die AfD gibt! Die Politik der "Blockparteien" kann ich leider nur noch kritisch sehen. Die AfD ist ein Lichtstreif am Horizont. Ich finde es übel, wie sie medial und auch von führenden Politikern niedergemacht wird. Trotz "Meinungsfreiheit". Aber der Umgang mit VIELFALT erweist sich in der Praxis schwieriger als in der Theorie.

    • @Almut Rosebrock:

      Die Selbststilisierung vieler AfD´ler als Opfer böser Medien und anderer im Politikgeschäft ist nach wie vor eigentlich nur peinlich, wehrte Dame.

       

      Wer mit menschenfeindlichen Parolen gegen Migranten, Schwule/Lesben, gegen zivilisatorische Errungenschaften der letzten 120 Jahre (allgemeines Wahlrecht uva.) kämpft und Poltik machen will, der muss mit Gegenwind der demokratischen Öffentlichkeit rechnen.

       

      Ich erinnere an den alten Sinnspruch aus dem Politikgeschäft: "If you can''t stand the heat, get out of the kitchen"

    • @Almut Rosebrock:

      Apropos "VIELFALT": so heißt ein sehr seriöser Verein, der sich für Menschen einsetzt, die in Folge sadistischer Folter, der sie in der Kindheit ausgesetzt waren, unter schweren Persönlichkeitsstörungen leiden

      http://www.vielfalt-info.de/

       

      Nicht selten bilden solche Folterzirkel Sekten. Die Strukturen der Gruppen, die sich "Fundamentale Christen" nennen eignen sich für so etwas sehr gut.

       

      Die so genannte "False-Memory-Bewegung" nahm ihren Ursprung in den USA.

      http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/GEDAECHTNIS/VergessenForschung.shtml

  • „Der Unterschied zwischen dem Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche und dem im linken Milieu zum Beispiel um Cohn-Bendit oder der Odenwaldschule ist der“, sagt sie dann noch, „ein katholischer Priester, der so etwas tut, weiß, dass er eine schwere Schuld auf sich lädt. Er bildet sich nicht ein, etwas Gutes zu tun. Er will auch nicht, dass der Missbrauch legalisiert wird. Linke Kreise wollten das und behaupteten sogar, den Kindern etwas Gutes zu tun. Denken Sie nur an die Gespaltenheit Ihrer eigenen Redaktion in dieser Frage.“

     

    Oh da irrt Frau von Storch aber gewaltig. Pädokriminalität ist genauso wie die Alkoholsucht ein vollkommen gesinnungsunabhängiges Phänomen. Hier dazu ein Experte für den Kindesmissbrauch durch Kleriker:

     

    "Der Bischof sprach von einer Spiritualität des Verbrechens"

    http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/missbrauch-katholische-kirche-zieht-bilanz-fuer-opfer-hotline-a-878148.html

     

    Im Übrigen: fundamentalistische, an Ideologien ausgerichtete Gruppen, die vollmundig vorgeben "Werte" und "Moral" zu achten, sind besonders lohnenswerte Jagdgründe für Täterinnen und Täter.

     

    Pragmatismus, Aufgeschlossenheit und Ehrlichkeit, auch eigenen Traumatisierungen gegenüber schützt Kinder am besten vor allen Arten von Ausbeutung.

     

    Angelika Oetken, Berlin-Köpenick, eine von 9 Millionen Erwachsenen in Deutschland, die in ihrer Kindheit und/oder Jugend Opfer schweren sexuellen Missbrauchs wurden

  • "Was soll das sein, eine tabulose, interaktive Sexualausbildung durch den Lehrer?“, fragt sie. Für sie ist das staatliche Einmischung und grenzt an eine Einladung zum Missbrauch."

     

    Das wirklich Schlimme an solchen "Fragen" ist, dass sie damit das sachlich gewünschte Ergebnis emotional durchmengt völlig umkehren und damit pervertieren. Es geht um Aufklärung, damit die Verbrechen und Tragödien der Vergangenheit, wenn schon nicht abgeschafft, so doch so weit wie möglich minimiert werden.

     

    Wurde jemals ein Verbrechen durch Nichtwissen verhindert? Aus meiner Erfahrung ist das Gegenteil der Fall.

     

    Mir stehen die Haare zu Berge. Und - ja, ich denke, in der öffentlichen Wahrnehmung nimmt das Spektrum zu. Zudem trägt es vor sich her das Banner von Rechtschaffenheit.

     

    Solche Lügen glauben nur die, die nicht wissen und die, die nicht wissen wollen. Aufgeklärte Menschen überlassen Macht nicht so einfach als Blankoscheck einer dieser Gruppierungen. Denn nur darum geht es diesen. Aber so lange bei uns noch Menschen widerstands- und kritiklos Zugang zu allen möglichen Daten zulassen, werden auch Kritikfähigkeit und Wachsamkeit auf sich warten lassen.

  • "Linke Parteien könnten auch in einem anderen Aspekt ein Vorbild für die AfD werden."

     

    Na ja ... das "Bewegungen" immer nur mit linken Parteien verknüpft waren und dies eine linke Erfindung sei stimmt so auch wieder nicht. Es gibt so einige, .B. Aly, die sich bei dem Aufkommen der 68'er Bewegung an die Mutter aller teutschen Bewegungen der nationalsozialistischen Bewegung in der Weimarer Republik erinnert sahen

  • Es gibt auch noch die Frauke Petry in Sachsen, die sich in Zeitungsinterviews Sorgen um die "Bestandserhaltung des eigenen Volks" macht, Kindestmindestzahlen für deutsche Familien vorschlägt und eine Volksabstimmung über den $218 wünscht...

     

    Doch doch, diese konservativen Bewegungen werden stark und tarnen sich nur mit Religion. Im Kern sind sie biologistisch, völkisch und wer glaubt, Deutschland werde "glücklicherweise" von diesen Bewegungen nicht wesentlich getroffen werden, ist ein Träumer.

    • @lichtgestalt:

      Konservative Bewegungen haben sich noch nie mit Religion getarnt. Sie berufen sich ganz offen auf sie. Vielleicht als kleine Gedankenstütze ein etwas weit zurück liegender Spruch: "Mit Gott für Kaiser und Vaterland".

      Und die Bibel auf die sich diese Leute berufen ist biologistisch und völkisch und sonst noch was.

      Auch da eine kleine Gedankenstütze: Das 1. Testament.

      • @MussManNichtWissen:

        Bemerkungen a'la "Und die Bibel auf die sich diese Leute berufen ist biologistisch und völkisch und sonst noch was." sind einfeich nur stumpfsinnig. Es geht bei politischer Arbeit gegen die AfD nicht darum, blind und blöd alles christliche zu bekämpfen. Dann könnte nämlich Bodo Ramelow dabei gleich mit einbezogen werden.

  • Art. 6 Abs. 1 GG sagt lediglich, das Ehe und Familie unter dem besonderen Schutz der staatlichen Ordnung stehen. Eine Definition von Ehe oder Familie gibt es im GG meines Wissens nicht. Die Mütter und Väter des Grundgesetzes viele Dinge eben nicht eindeutig klar gestellt, weil ihnen sehr wohl bewusst war, dass die Gesellschaft sich verändert.

  • D
    D.J.

    Ich denke nicht, dass es etwas vergleichbares wie die Tea-Party geben wird. Deutschland ist glücklicherweise weitaus säkularer (jedenfalls was die persönliche Einstellung betrifft) und hinsichtlich Familienbild durchschnittlich liberaler. Der Protestantismus hat bei weitem nicht so eine (teilweise!) reaktionäre Klientel wie in den USA; der Katholizismus hat hier heute weitgehend mit sich selbst zu tun und vermeidet (wieder glücklicherweise) anders als noch vor einigen Jahren zu lautstarke Belehrungen hinsichtlich Sexualität u.ä. Die Gefahr einer Reklerikalisierung geht hier eher von anderer Seite aus, aber das ist ein anderes Thema.

    • @D.J.:

      Sehe ich auch so.

  • In einer Gesellschaft, in der wir nicht wirklich zusammen leben, in der z. B. eine echte Gleichberechtigung der Frau - nicht Gleichheit - strukturell keine Chance hat, ist die Erstarkung einer solchen Bewegung durchaus realistischerweise anzunehmen. Wo die Widersprüche wachsen, wuchern kurzschlüssige Lösungsversuche...

  • eigentlich habe ich nur darauf gewartet. und einerseits denke ich, es ist ganz gut, dass ultrakonservative in deutschland endlich ihre plattform bekommen und aussprechen, was sie denken. dann sind die sachen auf dem tisch und man koennte drueber reden. so wie theoretisch auch die NPD, von einem verbot halte ich gar nicht soviel. anderseits gibt es das problem, dass sich dort die leute ghettoisieren, indoktrinieren, und sich unablaesslich auf etwas berufen, wie z.b. die bibel. von dem moment an hagelt es nur noch totschlagargumente, man redet gegen betonwaende und jeder dialog ist dahin.

    und wie demaskierend ist dann auch eigentlich die assoziation von frau von storch - bei sexualunterricht in der schule kommt sie bei ´tabufrei´ gleich zu ´missbrauch´. das hiesse dann konkret, frau von storch denkt bei tabufrei nicht an offenes besprechen, reden frei von hinderlichen tabus, sondern an lehrer, die dann ´endlich tabufrei´ den 10jaehrigen die hosen runterziehen und ihnen anschaulich penis und vagina erklaeren. missbrauch eben. dass es zwischen tabus und missbrauch auch noch die moral, paedagogische ausbildung der lehrkraefte, ihr guter wille, gewissen und dann noch das strafgesetzbuch liegen, scheint frau von storch nicht in den sinn zu kommen. und das ist die phantasiewelt der frau von storch, penibel eingezaeunt durch unterdrueckte triebe und angst.

  • Lasst Deutschland noch ein wenig mehr Pleite gehen, dann wird sich aus eben jenen Kreisen eine deutsche Tea Party demaskieren.

    • @friedjoch:

      Leider speist sich das Potential für eine „deutsche Tea Party“ aber auch aus noch oder ehemaligen „Die Linke“-Wählern (wie schon die massive Abwanderung von Linke-Wählern zur AfD bei der Bundestagswahl gezeigt hat).

       

      Ich würde an ihrer Stelle mal lieber das autoritätsgläubige Gedankengerüst hinterfragen, welches aus platten Sprüchen vom heraufbeschworenen Pleitegehen, vom Untergang traditioneller Werte herauslugt, das Wiederkäuen von plattestem Anti-Amerikanismus, von der angeblichen Dekadenz der USA und der EU … das findet man in so manch einem neu-rechten Forenbeitrag auch von Ihnen und anderen, die über die westlichen „Mainstreammedien“ herziehen aber im selben Atemzuzug ihre Meinungen gern mit dem Qualitätsjournalismus aus Putins Propagandamaschine (wie RT, RIA oder Novosti) begründen.

       

      Da spricht aus vielem der „Herr Elsässer“ (als ehemaliger ND- und Junge-Welt-Schreiber), der heute ganz auf Höhe der AfD und noch weiter rechts angekommen ist und in seinen Reden Putin vehement mit Ergebenheitserlogen anhimmelt.

      • @Daniel L:

        Netter, gewagter Rundumschlag.

        Womöglich falsch adressiert?

         

        Freut mich übrigens für Ihre Moral, dass Sie hüben wie drüben kein Pleitegehen beobachtet haben wollen. Optimismus ist oberste Börsenpflicht.

        • @friedjoch:

          Ich bin als alt gewordener undogmatischer Linker und gelernter Ökonom nur zu Gut mit den Mechanismen des Kapitalismus vertraut, also keine Sorge. Auch die historischen Entwicklungen z.B. mit der gezielten Osterweiterung der NATO und vielen anderen Facts bzgl. Ukraine sind mir bekannt. Dennoch mache ich es mir nicht so einfach und passe alles in alte Schwarz-weiß-Schemata ein. USA, der böse Imperialist und Russland das arme eingekreiste Opfer.

           

          Ich habe in meinem Beitrag nur auf eine unappetitliche Eigenart von einer bestimmten Gruppe von hiesigen Wählern hingewiesen, die bisher ihr Kreuzchen bei der „Linke“ gemacht haben und ansatzlos mal eben nach ganz rechts weiterziehen. Mag sein, dass das nie in sich überzeugte „Linke“ waren, sondern die nur gewählt hatten, weil die „irgendwie“ gegen „die anderen da“ in schwarz-gelber Regierung und rot grüner Opposition waren.

           

          Wenn ich mir aber die Äußerungen auf Neu-Montagsdemos von Leuten anhöre mit scheinbar „linker“ Attitüde, die aber zeitgleich Elsässers Ergüsse gut finden, dann sehe ich leider bedenklich große Schnittmengen mit rechtsradikalen Bewegungen: vermeintliche Kritik am Finanzkapitalismus mit leicht durchschaubaren Antisemitismus-Codes, EU-Feindlichkeit, nicht nur heimliche sondern (siehe Elsässer) offene Verherrlichung von Putins groß-russischen Machtambitionen und dessen geistig-moralischer Wende, maßlose Kritik an den „westlichen Mainstream-Medien“ bei gleichzeitiger völliger Kritiklosigkeit an Russlands Propagandaapparat.

          • @Daniel L:

            Ich hoffe es begreifen einige sich bestimmt selbst als „links“ einschätzende Foristen, dass die Unterstützung eines russischen autokratischen Systems, dass auf Korruption und Oligarchenherrschaft gepaart mit mafiösen Unterweltstrukturen beruht und sich zunehmend aggressiv-expansiv gibt, nichts mit „links sein“ zu tun hat. Putins Reich ist ein autoritärer Staat mit völkisch-vaterländischer, reaktionär-klerikaler, kulturell-rückwärs gewandter Ausrichtung. Rechtsradikale Organisationen gedeihen dort prächtig, die auch Schwule gerne zusammenschlagen, die, wenn sie um Hilfe suchen dann hinterher auch noch von der russischen Polizei (Miliz) verhöhnt werden. Das alles findet viel Symphatie bei AfD-Personal und Wählern. Linke oder diejenigen, die sich als solche begreifen, sollten da nicht mit einstimmen und mitmachen.

            • @Daniel L:

              Herr L, ich habe gar nichts dagegen, dass Sie etwas gegen 'Putins Reich' haben, und stimme Ihnen in vielen Punkten absolut zu.

              Die USA mögen innenpolitisch sowie gegenüber ihren Verbündeten viel zivilisierter aufgestellt sein, richten aber global mehr Schaden an als das autoritäre Russland. Nennen Sie es einfach Schwarz-Schwarz Schema.

               

              Was den von Ihnen beschriebenen Rechtsruck unter den Linken angeht so stimmt mich ihre Mitteilungsbedürftigkeit doch nachdenklich. Haben Sie ein Identifikationsproblem? Sehen Sie sich vom Niveau einiger Montagsdemos in ihrem linken Geist behelligt?

              Dass Bildung im Zeitalter der Desinformation zur Kontroverse neigt, ist sicher auch Ihnen klar.

              Ebenso, dass man nicht verwechseln sollte, wer von rechts nen Schwenk über Links nimmt. Da wurde schon seit jeher abgekupfert. Für ihre Elsass-Fixiertheit bin ich vermutlich zu jung. Ich sehe mich als Europäer. Und sehe wie Europa vor die Hunde geht.

              Zuguterletzt möchte ich noch aus eigener aber ganz undogmatischer Erfahrung hinzufügen, dass es oft gerade die gerlernten Ökonomen sind, die dieses kranke System noch schön zu rechnen vermögen.

              Einen schönen Abend Ihnen.

  • Andreas Kemper , Autor*in ,

    Zur Geschlechterpolitik der AfD kann eine Expertise heruntergeladen werden: http://library.fes.de/pdf-files/dialog/10641-20140414.pdf

  • 8G
    88862 (Profil gelöscht)

    Ich hoffe doch, dass man in einer offenen demokratischen Gesellschaft auch für konservative Positionen eintreten kann, sonst sind wir nicht demokratisch. Eine Partei wie die AfD als konservative Ergänzung zur CDU war womöglich schon überfällig. Man kann ihre Meinungen schlimm finden, aber man sollte es nicht als schlimm darstellen, wenn sie sich innerhalb der demokratischen Spielregeln politisch äußern. In diesem Sinne: ein ganz schlechter Artikel.

    • @88862 (Profil gelöscht):

      Im Rahmen einer demokratischen Gesellschaft dürfen sich natürlich auch wirrköpfige Möchtegern-Unterdrücker politisch organisieren. Aber im Rahmen einer eben solchen demokratischen Gesellschaft mit freier Meinungsäußerung, dürfen wir wiederum den Wirrköpfen sagen was für abstößige und unmoralische Menschen sie sind.

       

      Das sind zwei Seiten der selben Medaille.

      • @Pascal:

        Aber man wird jawohl noch sagen dürfen, das man jawohl noch sagen dürfen muss, was man sowieso die ganze Zeit sagt, ohne das einem das jemand verbietet oder am Ende noch was anderes sagt. Da gehts dann echt um Meinungsfreiheit und so.

    • @88862 (Profil gelöscht):

      apropos demokratisch: gab es da nicht prominente Leute in der AfD die für ein Wahlrecht nach Einkommen war?

    • @88862 (Profil gelöscht):

      Ja, warum nicht auch eine Partei für Verrückte, total demokratisch, die kann dann gleich mit der AfD fusionieren.

    • @88862 (Profil gelöscht):

      Wo wird denn in dem Artikel kritisiert, dass Frau Storch ihre Meinung frei äußern darf?

       

      Es wird doch klar beschrieben, wie diese Frau politisch für ihre fragwürdigen Positionen wirbt.

  • Die Beiträge von Kaboom und Sondermann weisen auf zwei wichtige Punkte hin (Tea Party hat Massenwirkung durch entsprechende Desinformationkanäle wie FOX News und die Nähe die ideologische Nähe AfD zu Elsässers neurechten Umtrieben).

     

    In den USA hat das unabhängige Faktencheck-Portal punditfact gerade nachgewiesen, das über die Hälfte aller von „FOX News“ verbreiteten Nachrichten schlichtweg falsch waren. Ausgerechnet diejenigen in Tea-Party und AfD, die sich dort und auch hierzulande gerne über die „MSM“ (Mainstreammedien) echauffieren, die ja angeblich den „Mehrheitswillen“ des braven Bürgers unterdrücken, genau die stützen sich bei ihrer „Wahrheitsoffensive“ dann schon gerne mal auf ein notorischen Lügenapparat (wie Fox).

     

    Zur AfD-Nähe zu Elsässer, Jebsen & kruden Neu-Montagsdemo-Verschwörungstheoretikern: das Spektrum reicht leider noch viel weiter. Die auffällige Nähe von Lucke und vieler seiner AfD´ler zu Positionen, wie sie von Putins Propaganda-Apparat und seinen Lautsprechern in deutschen Netzforen vertreten werden ist eindeutig: EU als „werte-entleerter Kadaver“, Verehrung althergebrachter Familientraditionen, chauvinistisch angehauchter Stolz auf Nation und Vaterland, gegen westliche zivilgesellschaftliche Errungenschaften (Emanzipation von Frauen, Schwulen/Lesben, Integration von Migranten).

     

    Lucke hat quasi in einem Interview zur Ukraine die Annexion für gut befunden, wenn sie durch ein Referendum gutgeheißen würde. Frau LePen (von Leuten aus Putins Nähe hofiert und nach Moskau eingeladen) und Putin´s rechtsradikale Freunde aus Ungarn (Jobbik-Partei) sind da sicher auf der gleichen politischen Linie. Die eurasische Rechte, die die Schwächung der EU als ein Hauptziel erklärt hat, formiert sich.

    • @Daniel L:

      Ich stimme Ihnen voll und ganz zu! Ich denke auch, dass sich die Tea-Party Bewegung vorallem aus den Lügengeschichten und der Angstmache bestimmter Fersehsender nährt. Zum Glück gibts (bis auf die Bild) hierzulande keine solchen Medien. Aber ich glaube diese Lücke an demagogischer oder zumindest undifferenzierter Meinungsmache wird zunehmend über andere Kanäle wie Facebook und einige "Nachrichtenportale" im Internet übertragen, welche sich bei genauerem Hinsehen als stramm Rechts entpuppen.

  • „Sexualerziehung in einer sicheren, tabufreien und interaktiven Atmosphäre zwischen Schülern und Erziehern“ ???

    Na, da hat die Odenwaldschule doch schon "Pionierarbeit" geleistet, oder? *LOL*

  • Die AfD war von Anfang an eine europäische Tea-Party. Im Umfeld der AfD tummeln sich ökonomische Extremisten wie Andre F.Lichtschlag, selbsterklärter Sozialstaatsfeind, der 2006 vorgeschlagen hatte, Arbeitslosen das Wahlrecht zu entziehen. Konrad Adam, heute Sprecher der AfD wollte gleich mal dem "Pöbel" insgesamt das Wahlrecht entziehen, Oberender ebenfalls im Dunstkreis der AfD aktiv, wollte dass Arbeitslose ihre Organe zwecks Deckung des Unterhalts spenden, etc. pp.

    und der "Chef vons janze" empfahl 2005 Deutschland dürfe kein Hochlohnlad bleiben, und müsse dem Vorbild Großbrittanniens (Industrie raus und Dienstleistungen rein) folgen.

     

    Für die Wirrkonservativen, die in den USA durch Leute wie Palin oder Bachman repräsentiert werden, sprechen bei der AfD Frau von Storch und Frau Petry

     

    Damit diese Leute aber eine relevante Rolle spielen, fehlt aber noch etwas: Massenhafte Verbreitung von Desinformation. Das übernehmen in den USA FOX-News und andere Massenmedien im Dienste der Rechten. Ohne solche Desinformationsagenturen bleibt die ganze Sache marginal

  • Ich finde, mit der rechts-"pazifistischen" Montagsdemo gibt es bereits so etwas wie eine Tea Party. Mich würde es nicht wundern, wenn z.B. Jürgen Elsässer mit Bernd Lucke im Kontakt steht. Ideologisch sind sie jedenfalls nicht weit voneinander entfernt.

  • Ich bin auch Eurokritiker, und Vater, und mich würde offen gestanden auch interessieren, was eine "tabulose, interaktive Sexualausbildung durch den Lehrer“ sein soll?

    • @Marktliberaler:

      Ich bin auch Eurokritiker und Vater. Kinder aber zu wenige Euros. :)

    • @Marktliberaler:

      Lesen können hilft entscheidend weiter: nicht Sexualausbildung, sondern Sexualerziehung hieß es in dem Papier. Sexualerziehung ist bekanntlich seit langem fester Bestandteil in bestimmten Schulaltersklassen auch in CDU-geführten Bundesländern.

       

      Und am Beispiel BaWü geht es um das Anerkennen und den respektvollen Umgang mit ca. 5 bis 6 Millionen Mitbürgern in Deutschland, nämlich von Schwulen & Lesben, die von CDU, AfD und von Ihnen immer noch gern als Bürger zweiter Klasse behandelt werden sollen. Und noch eins: Hass ist kein "Familienwert"!

      • @Daniel L: Kommentar entfernt.
        • @Plumpe Emil:

          Seit 2001 mit dem von Rot-Grün beschlossenen (und von CDU im Bundesrat bekämpften) Lebenspartnerschaftsgesetz (als erstem Schritt zur vollkommenen Gleichberechtigung) hat die CDU alle, aber auch alle anschließend vom Bundesverfassungsgericht erkannten Rechtsverstöße aus anderen bestehenden Regelungen (Erbrecht, Steuerrecht, Unterhalt, Sukzessiv-Adoption u.v.a.m.) stets abgelehnt und nur widerwillig (weil vom BVG vorgeschrieben) hinterher nachgeregeln müssen. Soviel zur "Rechtsstaats"-Partei CDU. Noch heute wehrt sie sich massiv gegen die Gleichberechtigung bei Adoption und Eheschließung und erklärt damit Millionen von Mitbürgern zu Menschen zweiter Klasse. Diskriminierung als konservativer "Politikkern" quasi per Parteiprogramm!

           

          Was maßen sich Menschen ihrer Politikauffassung eigentlich an anderen, die ihre Liebe zueinander per Heirat bezeugen wollen und dem Wunsch Verantwortung füreinander übernehmen zu wollen, diese rechtliche Anerkennng zu verweigern?!

           

          Konservative Ihrer Denkausrichtung haben vor 160 Jahren in den USA gegen die Abschaffung der Sklaverei und vor 100 Jahren in Europe gegen das Frauenwahlecht gekämpft. Heute haben aufgeklärte Konservative damit ihren Frieden geschlossen. Ihre Enkel werden mal schamvoll fragen, wie konntet ihr eigentlich mal Menschen wie du und ich, also Schwulen und Lesben, dieselben Rechte vorenthalten wie sie alle anderen Bürger unseres Landes genießen?!

          • @Daniel L:

            Sie verstehen hier offenbar etwas falsch. Hier geht es nicht um Rechte vorenthalten, sondern um Sexualerziehung, bei Kindern, "tabulos" und "interaktiv". Verstehen Sie das als Ihr Recht? Wenn ja, müssen Sie sich über Gegenwind nicht beschweren. Bei Sex und Kindern hört der Spass auf, dass sollte eigentlich bei Menschen jeder politischen Ausrichtung selbstverständlich sein.

            • @Marktliberaler:

              Mein Betrag zum Thema Gleichberechtigung bezog auf die mittlerweile entfernte "Antwort" dieses Plumpe Emil, der Belege haben wollte, dass die CDU Schwule & Lesben als Bürger 2. Klasse behandelt. Die habe ich mit den Fakten zur CDU-Blockade nach Verabschiedung des Lebenspartnerschaftsgesetzes geliefert.

               

              Schön, dass wir uns einig sind, dass sexueller Missbrauch von Kindern verurteilt gehört. Perfide ist jedoch der "Linken" oder den Grünen pauschal irgendeine Nähe zu Kinderschändern zu unterstellen (wie im BT-Wahlkampf 2013 von Junge Union und anderen von weiter rechts gemacht) genau wie es etwa falsch wäre die Katholischen Kirche als Ganzes als Kinderschänder-Organisation hinzustellen, nur weil sich einige (wenn auch zuviele) Geistliche an Kindern vergangen haben.

               

              In BaWü geht es darum, dass offen ohne Sprechverbote "tabulos" über die gesellschaftliche Realität gesprochen werden kann. „Interaktion“ steht für Austausch, Kommunikation, Aussprechen, dass unter uns 6 bis 8 Millionen Mitbürger sind, die eine andere sexuelle Orientierung haben und die ein Menschenrecht haben genau wie andere respektiert zu werden.

               

              Die Assoziationen, die Sie bei beiden zitierten Wörtern bekommen und dann einen Zusammenhang mit dem Bildungsprogramm von Grün-Rot in BaWü herstellen wollen, sprechen eigentlich für sich und bleiben aus Anstandsgründen hier unkommentiert.

          • @Daniel L:

            Ich halte die Entwicklung für falsch!

             

            Es geht nicht um die Abschaffung von Diskriminierung! Das ist ein Konstrukt der Homolobby. Es geht darum, gleichgeschlechtlichen Paaren die wirtschaftlichen Vorteile zu verschaffen, die eigentlich nur Ehepaaren und Familien zustehen. Die Rechtsprechung des BVG höhlt das Grundgesetz aus, das Ehen und Familien unter besonderen Schutz stellt. Damit sollte eigentlich die Keimzelle des Staates geschützt werden. Eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft stellt aber keine Keimzelle dar weil sie keine Kinder erzeugt. Deshalb ist sie auch logischer weise nicht unter einen besonderen Schutz zu stellen.

             

            Ich verweigere nicht gleichgeschlechtlichen Paaren eine Heirat oder die gesellschaftliche Anerkennung! Ich verweigere ihnen ganz einfach Geld, das besser in Familien mit Kindern fließen sollte.

             

            Nebenbei handelt es sich bei adoptionswilligen gleichgeschlechtlichen Paaren um eine ganz kleine Gruppe!

             

            Dass da um die Adoptionsfrage so ein Bohei gemacht wird beweist, dass es hier um ein Kampagne und nicht um ein wichtiges gesellschaftliches Problem geht!

            • @Holzschnitt:

              ja, sehen sie, geehrter holzschnitt, da bin ich mit ihnen einer meinung, es wird einfach zuviel aufhebens um die sache gemacht. die frage ist nur, von wem! und wenn - wie sie sagen - die adoption durch gleichgeschlechtliche partner kein wichtiges gesellschaftliches problem ist - wieso ereifern sich dann einige menschen ueberproportinal und arbeiten sich regelrecht an dieser einen sache bis zur erschoepfung ab? und die meisten davon, obwohl es sie noch nicht einmal betrifft?

            • @Holzschnitt:

              Das Argument wird nicht richtiger, indem man es ständig wiederholt.

              Nochmal zum Mitdenken: Hetero-Ehen werden auch mit Geld gefördert, wenn keine Kinder daraus hervorgehen. (Kein neues Argument, aber erstaunlicherweise bekommt man darauf nie eine stichhaltige Antwort von den Gegnern der Gleichstellung.)

              Hetero-Paare können in solchen Fällen ggf. adoptieren.

              Gleichzeitig verweigert man gleichgeschlechtlichen Paaren das Adoptionsrecht, wirft ihnen dann aber vor, es seien ja keine Kinder im Spiel und sie sollten daher nicht gefördert werden. Solch ein Argument entlarvt sich also durch seine Tautologie von selbst.

               

              Ja, das GG legt die Förderung von "Ehe und Familie" fest. Was genau "Ehe und Familie" aber bedeutet, das kann nur die Gesellschaft für die eigene Gegenwart festlegen. Ihre Auffassung scheint dagegen in der Vergangenheit von vor einigen Jahrzehnten festzustecken.

              • @Soungoula:

                Ich bin auch dagegen, dass kinderlose Ehen gefördert werden. Allerdings kann man bei der Eheschließung nicht voraus sehen, ob in dieser Ehe Kinder geboren werden.

                Das Problem wäre gelöst, wenn man das Geld aus dem Ehegattenplitting und andere Vergünstigungen nur Familien mit Kindern zukommen lassen würde. Dann könnten sich die Homosexuellen auch nicht mehr über eine Diskriminierung beklagen.

                 

                Meine Auffassung von Ehe und Familie deckt sich zu 100% mit der Auffassung, die die Mütter und Väter des Grundgesetzes hatten und das ist tatsächlich schon 67 Jahre alt. Aber es beschreibt, dass eine Ehe zwischen Mann und Frau geschlossen wird.

                 

                Wenn homosexuelle Beziehungen unter den Begriff Ehe hätten fallen sollen, dann hätten Verfasser des Grundgesetzes das sicher klar gestellt.

                 

                Ihr Versuch, meine Auffassung für überholt und antiquiert dar zu stellen ignoriert, dass in einer überwiegenden Mehrzahl der Länder homosexuelle Beziehungen den Ehen nicht gleich gestellt sind. Alles Homophobe oder was?

                 

                Vielleicht ist ja Ihre Auffassung nicht modern sondern eher ein Zeichen für die Dekadenz unserer Gesellschaft!

                • @Holzschnitt:

                  Die Menschenrechte entwickeln sich bzw. dessen Interpretation und auch die Verfassung bzw. das Grundgesetz welches auf diesen basiert sind nichts Absolutes und werden immer wieder erneut interpretiert, ergänzt und verbessert (hinsichtlich Menschenrechte bspw. Abschaffung der Sklaverei, Frauenwahlrecht). Vor 60 Jahren war es auch noch üblich, dass Frauen nur mit Erlaubnis des Ehemannes ein Konto eröffnen durften oder nur mit Erlaubnis arbeiten gehen durften etc.

                  Es gibt mittlerweile Antidiskriminierungsrichtlinien der EU. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte ist mittlerweile neben dem Bundesverfassungsgericht auch sehr bedeutend.

                  Sogar in den konservativen USA vergleicht Obama die Benachteiligung der homosexuellen Lebenspartnerschaften mit der Benachteiligung bzw. dem Verbot von Mischehen in den sechziger Jahren. Immer mehr Verfassungsgerichte kommen zu dem Schluss, dass die Benachteiligung nicht mit der Verfassung vereinbar sei, da Diskriminierung nicht vereinbar mit der Verfassung ist. Genauso ist Diskriminierung nicht mit dem Grundgesetz vereinbar und Bedarf einer Neuinterpretation. Die Väter der Verfassung in den USA haben sich sicherlich nicht vorgestellt, dass es eine Homo-Ehe geben wird, dass Frauen wählen dürfen oder dass auch den Schwarzen Menschen das Wahlrecht gewährt wird und sogar die Wahl zum Präsidenten offen steht. Doch der Dreiklang aus Demokratie, Gewaltenteilung und einer Verfassung basierend auf Grundlage der Menschenrechte hat es möglich gemacht. Und genauso wird diese Entwicklung in der BRD nicht aufzuhalten sein, wenn dieser Dreiklang aus Demokratie, Gewaltenteilung und Grundgesetz Bestand haben sollte. Es sei denn, die AfD will diese Errungenschaften abschaffen. Aber davor schützt uns ja glücklicherweise das Grundgesetz.

                • @Holzschnitt:

                  eine überwiegende Mehrzahl der Länder gehört leider auch in den meisten anderen Feldern der ökonom u sozialen Entwicklung nicht zu den entwickelten Ländern, es fragt sich nur ob wir uns ein Bsp an Uganda, Russland o Iran nehmen sollten. Und die Mütter u Väter des GG vor 67 Jahren konnten sich z.B. auch noch nicht vorstellen, dass Ehefrauen ohne Erlaubnis ihres Mannes ein Konto führen dürfen, eine Arbeitsstelle haben u vieles andere mehr. Die Erde hat sich aber Gottseidank weitergedreht, seitdem hat es auch einige Gesetzes- u GG-Änderungen sowie BVG- Entscheidungen gegeben, die Verfassung ist kein Dogma d Kathol Kirche. Wenn Emanzipation statt Bevormundung durch jeden Dahergelaufenen, der meint mein Leben u welche Art Beziehung ich leben will von seiner Anerkennung abhänge Dekadenz ist, dann is Dekadenz eine erstrebenswerte, gute Sache. Die Sache mit den Kindern in der Ehe ist ganz einfach, natürlich kann man nicht vorhersehen ob welche kommen, na und? Wenn Sie kommen gibt's Förderung, wenn nicht dann nicht. Dann können Sie sich auch nicht mehr beschweren, dass Homos ggü Heteros bevorzugt würden. Aber was stört Sie dann dass Homosexuelle ihre Beziehung auch als Ehe bezeichnet sehen wollen? (weil sie heilig ist? Ach kommen Sie... wir sind doch nicht in der Kirche)

                • @Holzschnitt:

                  Die "Verfasser des Grundgesetz" waren keine Götter und keine Propheten. Oftmals lagen sie schlichtweg *falsch*. Was in gewisser Weise ja verständlich ist - ihre Zeit liegt ja schon in der Tat Jahrzehnte, gar Generationen zurück. Das Grundgesetz ist kein heiliger Text. Vielmehr soll es den demokratischen Idealen von Gleichheit und Freiheit dienen. Und sollten wir herausfinden, dass das Grundgesetz diesen Idealen eher im Weg steht, dann muss es eben geändert werden... oder "ausgehöhlt".

                   

                  Wenn man sagt, dass diese oder jene Vergünstigung nur Hetero-Ehen und Hetero-Familien zustehen würde, dann IST dies Diskriminierung. Und ein Vorgehen gegen solchen Schwachsinn IST dann ein Abbau von Diskriminierung.

                   

                  Den Vorschlag alle finanziellen Ehe-Vergünstigen abzuschaffen und dafür Familien-Vergünstigungen stark zu erhöhen, dem kann ich mich anschließen. Das müsste dann natürlich aber auch für Familien auf Basis einer gleichgeschlechtlichen Beziehung gelten. Wie viele gleichgeschlechtliche Paare nun wirklich adoptionswillig sind ist dabei irrelevant (zudem ja lesbische Paare auch nicht zwingend auf Adoption angewiesen sind) - wir sollten es schlichtweg keinen nur auf Grund ihrer sexuellen Orientierung verwehren, egal wie klein diese Gruppe ist.

                   

                  Und "Dekadenz" - hah. Barbaren haben die Zivilisation schon immer als "dekadent" bezeichnet.