Christian Schulz, Verteidiger in der Not : Hannovers Sisyphos
Es zieht an der Leine. Eine ganze Mannschaft ist von Lochfraß befallen. Und wenn eine undichte Stelle gekittet ist, bricht an anderer Stelle eine neue auf. Der Versuch, die poröse Abwehr der Fußballer von Hannover 96 zusammenzuhalten, gleicht in dieser Saison einer griechischen Strafarbeit. Am Samstag musste sich 96 dem Tabellenletzten Gladbach mit 2 : 3 geschlagen geben.
Hannovers Sisyphos ist dabei Christian Schulz. Wie aufgedreht versucht der 25-jährige Ex-Bremer derzeit, Ordnung in das Chaos zu bringen. Schulz ist so etwas wie das Gesicht des Dilemmas: Seit Wochen muss er nun schon neben Frank Fahrenhorst den Innenverteidiger geben. Eine Rolle, die ihm nicht immer behagt. Schulz, der bei Werder Bremen als linker Verteidiger Bundesligaspieler wurde und eigentlich in einer Doppelsechs auch für Druck nach vorne sorgen sollte, versucht vergeblich, Löcher zu füllen und reißt dabei selbst ständig neue.
Nur hat Trainer Dieter Hecking auch keine andere Wahl. Denn Hannovers Defensivkorsett ist im Verlauf der Saison merklich ausgeleiert. Neuzugang Mario Eggimann hat bisher nicht zu seiner Form gefunden und kämpft mit einer mysteriös labilen Physis, die zu einem körperlichen Spiegelbild der nicht vorhandenen Ordnung auf dem Spielfeld geworden ist. Ganz nebenbei hat mit Valérien Ismaël eine weitere defensive Stütze die Bundesliga-Bühne verlassen. Torwart Robert Enke steht in der Schießbude der Liga, 41 Gegentreffer sind negative Ligaspitze und klingen bedrohlich nach Montagsspielen im DSF.
Am Samstag hat sich Hannovers Abwehrkette nun von einem Abstiegskandidaten vorführen lassen, der die Flurschäden in Hannovers Abwehr mit einem Fußballfrührentner und zwei Jungstars aufdeckte. Das reichte. Schulz stemmte sich auch diesmal gegen die Niederlage. Doch es passt eben zu seinem derzeit obsoleten Kampf, dass sein spätes Tor zum 2 : 2 nicht reichte, um wenigstens einen Punkt zu retten. Es war am Ende wertlos, weil Schulz kurz danach hinten wieder unter der allgemeinen Zugluft litt. LUCAS VOGELSANG
Fotohinweis:CHRISTIAN SCHULZ, 25, kam von Werder zu Hannover 96 und spielt eigentlich im Mittelfeld. FOTO: DPA