■ Das Portrait: Chris Hani
hier Foto Nr. 5
Foto: Reuter
Der am Samstag in Johannesburg ermordete Chris Hani stand am Höhepunkt seiner Macht: Der Fünfzigjährige, der jahrelang den militärischen Kampf des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) gegen die Rassentrennung in Südafrika geleitet hatte, war Chef der Kommunistischen Partei und Mitglied im Führungszirkel des ANC. „Chris Hani war kein Dichter, kein Kaufmann, kein Musiker. Er war Revolutionär“, meinte Tokyo Sexwale, ein Freund Hanis, am Samstag.
Schon der Großvater und der Vater Hanis waren im Kampf gegen die Rassentrennung aktiv gewesen. Im Alter von zwölf Jahren wollte Chris, der eine katholische Schule besuchte, Priester werden. Doch der Vater erhob Einspruch und schickte ihn in eine andere Schule. Seit 1957 war Chris dann Mitglied der Jugendliga des ANC, später schloß er sich der bewaffneten Organisation des ANC sowie der KP an. Als die Regierung 1960 den Nationalkongreß und die Kommunistische Partei verbot, begann für Hani ein Leben im Exil und im Untergrund. Er wurde zum Experten für geheime Nachrichtenverbindungen des ANC.
Dabei wurde Hani zum Ziel seiner Gegner: 1980 und 1981 entging er in Lesotho Bombenattentaten, für die er Agenten des südafrikanischen Geheimdienstes verantwortlich machte. 1982 wurde er stellvertretender Kommandeur der Armee des ANC, und 1987 rückte er zum Stabschef auf. Unter seinem Kommando intensivierte die Organisation ihre Bombenanschläge und Sabotageakte. 1975 wurde Hani Mitglied im Nationalen Exekutivkomitee des ANC, 1991 wurde er dazu Generalsekretär der Kommunistischen Partei. Da war Hani schon aus dem Exil zurückgekehrt, denn Präsident Frederik de Klerk hatte 1990 das Verbot von ANC und KP aufgehoben und leitete die Politik der Annäherung von ANC und Regierung ein.
Bei seiner Rückkehr sagte Hani, das gewaltsame Vorgehen des ANC in den Jahren zuvor habe die Regierung zum Einlenken gezwungen, nun sei die Zeit für friedliche Lösungen gekommen. Er erklärte aber auch, der bewaffnete Kampf könne wiederaufgenommen werden, wenn Verhandlungen scheiterten. Und er versicherte: „Ich habe die meiste Zeit meines Lebens mit dem Tod gelebt. Ich möchte in einem freien Südafrika leben, selbst wenn ich dafür mein Leben geben müßte.“ Tina Suman, AP
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