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China zensiert Gorbi

■ Erstes SU–Interview seit 20 Jahren / Forderung nach sowjetisch–chinesichem Gipfel fehlte

Peking/Moskau (dpa/afp) - Die Perestroika hält nun auch in China Einzug: Der sowjetische Parteichef Michail Gorbatschow hat der chinesischen Wochenzeitung „Liaowang“ ein Interview gegeben, das am Montag veröffentlicht wurde. Es ist seit zwanzig Jahren das erste Interview, das ein sowjetischer Parteifunktionär einem chinesischen Medium gibt. Gorbatschow erklärte, er hoffe in Fragen der Abrüstung auf eine Zusammenarbeit mit der Volksrepublik China. Das sowjetisch– amerikanische Rüstungsabkommen böte die Möglichkeit einer Kettenreaktion in alle Richtungen, ein sowjetisch–chinesischer Gipfel sei deshalb logisch. Die chinesischen Zeitungen druckten Auszüge des Interviews nach, in denen jedoch die Gipfelforderung fehlte. Bereits im Dezember hatte der chinesische Führer Deng Xiao Ping Gorbatschows erstes Angebot zu einem Gipfel zurückgewiesen und darauf bestanden, daß zunächst das Kambodschaproblem gelöst werden müsse. In dem Interview unterstrich Gorbatschow auch das Interesse der Sowjetunion an den wirtschaftlichen und politischen Reformen in China. Die Ähnlichkeit der Probleme in beiden Ländern lasse viel Raum für einen für beide Seiten vorteilhaften Erfahrungsaustausch. China hatte in letzter Zeit wiederholt betont, daß von Fortschritten im Bereich der politischen Beziehungen nicht die Rede sein könne.

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