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■ China wirft Korrespondent Henrik Bork aus dem LandAbgeschottet

Machen Sie kein Theater, schicken Sie einen anderen Korrespondenten, und dann ist alles wieder gut! Das erklärten die chinesischen Behörden den Chefredakteuren der Zeitungen, für die Henrik Bork aus China berichtet – nicht ganz so direkt, aber dennoch unmißverständlich. Einen genauen Grund dafür, warum Bork nach vier Jahren faktisch ausgewiesen wird, gaben sie nicht an. Anders als bei früheren Fällen machten sie sich nicht einmal die Mühe, einen Vorwand für den Rauswurf eines mißliebigen Journalisten zu finden; diesmal ist nicht von „Antiquitätenschmuggel“ oder „Spionage“ die Rede, sondern sehr allgemein von „zu kritischer“ Berichterstattung.

Bei allen offenen Fragen ist dieser Rausschmiß zweifellos eine neue Warnung an alle ausländischen Medien in China, die Regierung nicht zu verärgern. Eine Warnung, die nicht immer unbeherzigt bleibt, wie Auslandskorrespondenten in Peking wissen: So hat eine US-Nachrichtenagentur auf Druck der Behörden einen „zu kritischen“ Korrespondenten aus China abberufen, weil man ihr drohte, andernfalls keine Akkreditierung für eine neue Bürochefin zuzulassen. Andere JournalistInnen erhielten erst gar keine Arbeitserlaubnis oder nur eine eingeschränkte, mit dem Hinweis, man werde die Berichterstattung „sehr gut beobachten“. Ganz zu schweigen davon, daß ihre chinesischen und Hongkonger KollegInnen mit weitaus brutaleren Methoden eingeschüchtert werden. Wie viele von ihnen in Gefängnissen und Lagern sitzen, ist nicht bekannt.

Henrik Bork hat sachkundig und kritisch aus China geschrieben. Das haben andere ausländische Kollegen auch. Daß es jetzt gerade ihn, einen deutschen Korrespondenten, trifft, und auch daß die persönliche Intervention von Außenminister Kinkel daran nichts ändert, zeigt noch einmal, wie abgeschottet und nach innen gewandt die Pekinger Politik gegenwärtig ist. Die Parteikader und die Militärs interessiert nichts als die eigene Position im Machtkampf an der Spitze des Landes sowie die Ausschaltung ihrer Kritiker und Gegner. Einen harten Schlag gegen „ausländische Einmischung“ halten sie für nützlich, um sich als Vertreter eines starken und unabhängigen China auszuweisen.

Aber es muß offensichtlich noch ganz anderes geschehen, ehe die Bonner Regierung merkt, wie sehr sie ihre „stille Diplomatie“ und ihren Einfluß in China überschätzt. Jutta Lietsch

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