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China: Urteil gegen Studenten

■ Erster Prozeß gegen Studenten der Demokratiebewegung / Neun Jahre Gefängnisstrafe

Peking (ap) - In China ist das erste Gerichtsverfahren gegen einen Studenten wegen der Teilnahme an der Demokratiebewegung mit einer neunjährigen Gefängnisstrafe abgeschlossen worden. Bisher wurden ausschließlich Arbeiter verurteilt, vor allem wegen Gewalttaten. Zwölf zum Tode Verurteilte wurden hingerichtet.

Wie die Zeitung 'Qingnian Bao‘ in ihrer Montagausgabe berichtet, wurde der Kunststudent Zhang Weiping von einem Gericht in der ostchinesischen Stadt Hangzhou der Verbreitung konterrevolutionärer Propaganda und Anstiftung zu kriminellen Akten für schuldig befunden. Eine Anklage als Konterrevolutionär sei aber fallengelassen worden.

Die Jugendzeitung schrieb, das Gericht habe festgestellt, daß der Kunststudent am 6. Juni, zwei Tage nach der blutigen Niederschlagung der Studentenproteste in Peking, den amerikanischen Rundfunksender Voice of America angerufen habe. Dem Sender habe er fälschlich mitgeteilt, daß Studenten die Behörden in Hangzhou gezwungen hätten, zum Zeichen der Trauer für die Hunderte von Opfern in Peking die chinesische Flagge auf Halbmast zu setzen. Eine auf Tonband aufgezeichnete Sendung mit einem Bericht über seine Mitteilung habe er an seiner Universität verbreitet und damit einen „schlechten politischen Einfluß“ ausgeübt. Das Gericht hielt dem Kunststudenten dem Zeitungsbericht zufolge ferner vor, acht Karikaturen von Führern der KP gezeichnet zu haben.

Nach behördlichen Angaben befinden sich 21 steckbrieflich gesuchte Studentenführer in Haft. Keinem von ihnen wurde bisher der Prozeß gemacht.

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