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Championsleague-ViertelfinaleRobben beglückt schwache Bayern

Start verschlafen, nach 41 Minuten mit drei Toren im Rückstand und trotzdem weiter. Bayern München verdankt seinen Einzug ins Halbfinale Olic und einem Geniestreich von Robben.

Robbens Tor durch eine Direktabnahme lässt die Bayern ins Halbfinale einziehen. Bild: dpa

MANCHESTER dpa | In einer denkwürdigen Europapokal-Nacht hat Bayern München bei Manchester United für ein kleines Fußball-Wunder gesorgt. Dank eines Geniestreichs von Franck Ribéry und Arjen Robben zum entscheidenden Tor beim 2:3 (1:3) in Manchester erreichte der deutsche Rekordmeister erstmals seit neun Jahren wieder das Halbfinale der Champions League.

"Das ist eine der schönsten Niederlagen in der Geschichte des FC Bayern", sagte Ehrenpräsident Franz Beckenbauer. Nach völlig verschlafenen ersten 41 Minuten und einem 0:3-Rückstand hatte es am Mittwoch zunächst nach einer bitteren Lektion ausgesehen. Doch der Treffer von Ivica Olic (43.) zum 1:3 war das Signal zur Aufholjagd, die mit der Direktabnahme Robbens nach Eckball von Ribéry (74.) belohnt wurde. "Wir haben gespielt wie eine große Mannschaft", sagte Trainer Louis van Gaal. "Das Tor von Robben war unglaublich."

Darron Gibson (3. Minute) und der starke Nani (7./41.) hatten den 45 Minuten lang dominierenden Favoriten in Führung gebracht. Wie schon bei der Achtelfinalbegegnung in Florenz war es aber wieder Robben, der für die entscheidende Pointe in einem packenden Duell sorgte. Manchester musste die Partie nach der Gelb-Roten Karte gegen Raffael (50.) wegen wiederholten Foulspiels zu zehnt beenden. Im Halbfinale treffen die Bayern am 21. und 27. April auf Olympique Lyon, das sich gegen Girondins Bordeaux durchsetzte (0:1 im Rückspiel nach 3:1-Hinspielsieg).

Für den ersten Paukenschlag sorgten die Gastgeber schon vor dem ersten Pfiff von Schiedsrichter Nicola Rizzoli (Italien). Wayne Rooney tauchte völlig überraschend auf dem Spielberichtsbogen in der Anfangself auf. Tags zuvor hatte ManU-Trainerfuchs Alex Ferguson einem Einsatz des Stürmerstars acht Tage nach seiner im Hinspiel erlittenen Knöchelverletzung noch "keine Chance" eingeräumt. Doch so schienen die Bayern zunächst von der bloßen Anwesenheit des bulligen Angreifers geschockt - und die Partie begann wie das Hinspiel mit einem üblen Blackout der Bayern-Hintermannschaft.

Zwei Minuten waren gespielt, als Gibson nach Doppelpass mit Rooney aus 20 Metern abzog und Bayern-Schlussmann Jörg Butt schlecht aussehen ließ. Keine gute Figur gaben wenig später Martin Demichelis, Daniel van Buyten und Holger Badstuber beim zweiten Gegentreffer ab. Antonio Valencia durfte in aller Ruhe von rechts flanken, Nani ebenso ungestört mit der Hacke vollenden. Wieder war das taktische Konzept von Trainer Louis van Gaal früh über den Haufen geworfen.

Obwohl Arjen Robben und Abwehrchef Daniel van Buyten in die Startformation zurückkehrten, gingen die Bayern in Manchesters Fußball-Arena allzu ehrfürchtig ans Werk. Gedanklich träge und spielerisch limitiert bekamen die Münchner die geballte Angriffwucht des englischen Rekordmeisters zu spüren. Arjen Robben und Franck Ribéry wurden hart attackiert, die Angreifer Ivica Olic und Thomas Müller neutralisiert, so dass die Bayern erst in der 39. Minute ihren ersten sehenswerten Angriff vortrugen. Über Robben und Müller landete der Ball bei Olic, der aber an Manchester-Torwart Edwin van der Sar scheiterte.

Im Gegenzug schafften es Valencia und Nani erneut durch die Bayern-Abwehr, und Nani vollendete kunstvoll zum 3:0. Gerade als das Spiel an den Münchner 0:4-Alptraum im Viertelfinal-Hinspiel vor einem Jahr beim FC Barcelona erinnerte, fiel wie aus dem Nichts das erhoffte Bayern-Tor durch Olic. Nach Kopfball-Vorlage von Müller schüttelte ManU-Mittelfeldspieler Michael Carrick ab und traf aus spitzem Winkel zum 1:3.

In der zweiten Halbzeit kam Mario Gomez für Müller - und tatsächlich starteten die Gäste im Old Trafford wie verwandelt. Raffael konnte Ribéry nur mit einem Foul stoppen - und wurde von Rizzoli mit Gelb-Rot in die Kabine geschickt. Auch Rooneys Arbeitstag war nach 54 Minuten beendet - der Torjäger wurde durch Abwehrspieler John O'Shea ersetzt. Der van-Gaal- Elf gelang nun mehr und mehr, Ribéry wurde stärker und die Bayern zogen fast eine Art Powerplay rund um den ManU-Strafraum auf. Ribéry mit einem Volleyschuss (59.) und Gomez per Kopf (68.) vergaben. Doch wenig später waren es Rib & Rob, die für den Bayern-Jubel sorgten.

Unterdessen hat der FC Bayern München seine Millionen-Einnahmen in der Champions League weiter hoch geschraubt und dürfte die 50-Millionen-Euro-Marke erreicht haben. Allein vier Millionen Euro an weiteren UEFA-Prämien gab es für den Halbfinal-Einzug. An Preisgeldern hat der FC Bayern nunmehr schon 20,2 Millionen Euro verdient. Dazu kommen die Ticketerlöse aus sechs Heimspielen - das Halbfinale gegen Lyon war noch in der Nacht zum Donnerstag ausverkauft - von geschätzten 15 Millionen Euro. Aus dem sogenannten Marketpool, der auf mehrere Vereine verteilt wird, dürften sich die Bayern über mehr als 15 Millionen Euro freuen.

In dieser Saison haben die Münchner allein bei den Preisgeldern dick zugeschlagen. Neben dem Antrittsgeld von 7,1 Millionen Euro gab es Prämien für die Vorrundenpartien in Höhe von 2,8 Millionen Euro. Für den Achtelfinal-Einzug kassierte der FC Bayern 3 Millionen Euro, das Viertelfinale brachte 3,3 Millionen - nun das Halbfinale weitere vier.

Den Jackpot von neun Millionen Euro gibt es beim Finale am 22. Mai 2010 in Madrid für den Champions-League-Sieger, der unterlegene Finalist darf sich mit 5,2 Millionen Euro trösten. Die Höchstsumme, die über Prämien zu erlösen gewesen wäre, beträgt 31,2 Millionen Euro.

Die Europäische Fußball-Union (UEFA) rechnet für diese Saison mit Brutto-Erlösen aus der Vermarktung der Königsklasse von rund 1,09 Milliarden Euro. Im Vorjahr hatten die Münchner in der Champions League 34,566 Millionen Euro eingenommen.

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9 Kommentare

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  • O
    ole

    Zum Spiel ist muß man nicht mehr viel sagen. Das hat der Louis van Gaal bestens analysiert.

    Und klar ist Sir Alex sauer, auch wenn er sicher weiß, daß all seine Aussagen nicht die eines Kenners sein sollten, da sie definitiv falsch sind.

    Der Verein dümpelt trotz ständiger Rekordumsätze auf fast 800 Mio € Schulden, die Meisterschaft ist offen, dem neuen Trikotsponsor kann man ebensowenig (ver)trauen wie der Glazer Familie, die den Verein als Ablageplatz für ihre Bankverbindlichkeiten benutzt.

    Man United, der einstige Traditionsverein ist eigentlich mehr als reif für einen Neuanfang. Die echten Fans mit wenig Geld hat man ja weitestgehend schon vertrieben, zugunsten von Pauschaltouristen mit Stadion-Ticket und Wochenendurlaubern auf der Suche nach dem ganz großen Event, dem Output einer Unterhaltungsmaschine, zugunsten von Leuten im Stadion, welche von Hummer und Kaviar mehr Ahnung haben als vom Fußball.

    Und die wahren United supporters, die es sich gerade noch leisten können, tragen "Grün-Gold" statt Rot-Schwarz.

     

    An die Bayern Fans:

    Da man euch ja gerne belächelt... eure mitgereisten Anhänger waren an diesem Abend um ein Vielfaches besser als das Operettenpublikum im Old Trafford.

  • N
    NedSchlecht

    @Carsten:

     

    Schon mal was von der "dpa" gehört?

     

    @wozie

     

    Schon mal was von der "dpa" gehört?

     

    @Carsten, wozie,

     

    Der Sportteil der taz ist eigentlich sehr gut. Dieser Artikel ist jedoch ein Taz-externer dpa-Artikel.

     

    @all

     

    Ich finde, dass die Bayern ziemlich gut gespielt haben.

  • F
    fcb

    @ Carsten: Bitte nochmal genau hinschauen - der Artikel ist als ein dpa-Artikel gekennzeichnet, bei der SZ im uebrigen auch

  • H
    heinermerkl

    was für ein schlechter bericht. klar waren die bayern in der ersten hälfte unterlegen. aber es verdient großen respekt, so in der 2.hälfte zurückzukommen wie die bayern, allen respekt und zwar nicht nur für die 2 beschriebenen spieler sonder für die ganze mannschaft. das war eine mannschaftsleistung, anders wer das auch gar nicht möglich gewesen. der schreiberling dieses artikels muss einer der typischen nullahnungs bayernhasser sein.-

  • KI
    Kick it like Fergie

    Wer nach diesem Spiel die Bayern schwach nennt, hat es vermutlich gar nicht gesehen. Oder hat eben keine

    Ahnung. Die Chancen für ManU aus der ersten Halbzeit

    resultierten nicht, wie suggeriert, nur aus

    bayrischer Schwäche, sondern ManU haben Weltklasse gespielt, und die Bayern wurden durch 2 Weltklassetreffer sofort massiv unter Druck gesetzt.

     

    Das war durch Ferguson taktisch so vorgesehen, und

    es entspricht der Weise, wie sie dort unter Ferguson spielen, nämlich, anfangs aggressiv zu dominieren, und dann noch nachzulegen, wenn der Gegner im Rückstand ist und aufmachen muss. Das hat ja auch mit dem 3. Treffer dann geklappt.

    Natürlich war die Bayern - Abwehr nicht stabil, und man muss wohl konstatieren, das sie hinten allzu

    leicht ins Schwimmen geraten. Aber, auch in der 2.

    Halbzeit hatte ManU Chancen, und sie waren bestrebt,

    den Druck hoch zu halten. Nur hat es da dann nicht

    mehr geklappt, weil die Bayern das Kurzpass Pressing

    aufziehen konnten, das sie auch im Hinspiel zeigten,

    und das sie von Van Gaal gelernt haben. In dieser,

    schon aussichtslos erscheinenden Situation so zurück

    zu kommen, ist absolute Spitzenklasse, und

    signifikant finde ich insbesondere, das es eine

    vollkommene Mannschaftsleistung war. Keineswegs ist

    richtig, zu behaupten, es habe sich um Einzelleistung

    begnadeter Stürmer gehandelt. Beide Tore waren jedoch

    tatsächlich Weltklasse, und dem, was ManU vorgelegt

    hatte, ebenbürtig.

     

    Robben war ja, ihr Ballpropheten, im Hinspiel gar

    nicht dabei, und gewonnen haben sie da auch! Und

    jetzt prophezeie ich euch mal was: genau dieser

    Teamspirit, den van Gaal von Beginn an beschworen

    hat, wird im weiteren Verlauf des Wettbewerbes den

    Unterschied ausmachen. Die einzige noch vertretene

    Mannschaft, die sich durch ihn auch wirklich

    auszeichnete, war nämlich ManU, die jetzt raus sind.

     

    Deshalb werden die Bayern auch ins Finale kommen,

    und dort die Schönwetterkicker von Barca abledern.

    Doch selbst wenn es dafür noch nicht ganz reicht,

    wird es bald soweit sein. Aber jetzt ist es für den wahren Fussballfan schon längst mal an der Zeit, etwas loszuwerden:

     

    Danke, Bayern München und Louis van Gaal

    im Namen des Deutschen Fussballs!

  • S
    swan

    na dank den holländer ist bayern weiter,mehr nicht.

    mist war für manchester.

  • C
    Carsten

    Sauber bei der Süddeutschen abgeschrieben

  • W
    wozie

    entweder ihr lasst es sein, artikel über sport zu schreiben, oder ich macht es vernünftig. wer sagt, dass die bayern nur aufgrund robbens und olic einzelleistung weitergekommen sind, der hat keine ahnung! es gehört schon einiges mehr dazu, sich einem 0:3 nochmal aufzuraffen.

  • B
    Bayern-Fan

    Sicher hat Bayern Glück gehabt, aber die 2. Halbzeit war auch eine tolle kämpferische Leistung. Nicht viele Teams haben nach 0:3-Rückstand in einem englischen Stadion noch eine solche Moral gezeigt. Ok, man kann jetzt über die Ampelkarte diskutieren. Ein Foul war es auf jeden Fall.

     

    Das Ribery meckert, war ja klar. Soll er sich bedanken nach dem Foul? Der Schiri muss ja keine Karte zeigen.

     

    Auch ManU-SPieler und englische Fans haben ständig versucht, den Schiri zu beeinflussen. Das ist normal im Fußball. Dass Ferguson jetzt die Schuld beim Schiri sucht, zeigt, dass er ein schlechter Verlierer ist.

     

    ManU ist selbst Schuld, dass sie nicht noch den 4. Treffer gemacht haben. Dann wäre nämlich das Ding gegessen gewesen.

     

    Trotzdem, ob das gegen Lyon reicht, weiß keiner.

     

    Spielt Barca in Normalform, gewinnen sie dieses Jahr den Titel.