: Castro: „Lumpen“ dürfen Kuba verlassen
Havanna (dpa) - Für die Kubaner, die sich seit mehreren Tagen in den Botschaften der CSFR und Spaniens in Havanna aufhalten, scheint sich eine Lösung abzuzeichnen. Nach einem Bericht der DDR-Nachrichtenagentur 'adn‘ sagte Staats- und Parteichef Fidel Castro am Wochenende, Kuba gewähre allen Personen die Ausreise, die über entsprechende Dokumente verfügen. Wenn ein europäisches Land, so Castro, „diese gegen soziale Normen handelnden Personen“ aufnehmen wolle und ihnen ein Visum gebe, so werde Kuba ihnen die Ausreise ermöglichen. Castro bezeichnete die Flüchtlinge als „Lumpen“ und „antisoziale Elemente“.
Castro warf der CSFR vor, ihre Botschaft habe durch die Asylgewährung für die ersten fünf Kubaner am vergangenen Montag die Situation heraufbeschworen, wie sie sich heute darstelle. Kuba sei deshalb auch nicht für die Lösung verantwortlich, sondern die CSFR. Keiner der zwölf Kubaner, die sich jetzt noch im Botschaftsgebäude befinden, werde politisch verfolgt. Die meisten seien vielmehr Kriminelle mit mehreren Vorstrafen. Der ganze Vorgang sei eine „international geförderte Kampagne gegen Kuba“. Zur Zeit befinden sich zwölf Kubaner in der CSFR-Botschaft, fünf im Wohnhaus eines CSFR-Diplomaten und drei in der spanischen Botschaft.
Unterdessen haben 30 Familienangehörige von tschechoslowakischen Diplomaten und Technikern Kuba verlassen und sind in einem Sonderflugzeug in ihre Heimat zurückgekehrt. Die tschechoslowakische Regierung hatte die Rückreise empfohlen, weil eine Verschlechterung der Beziehungen zu Kuba angesichts der Krise um die kubanischen Botschaftsflüchtlinge befürchtet wird. Die Beziehungen zwischen Havanna und Prag haben sich in den letzten Monaten drastisch verschlechtert. Kuba nahm der CSFR-Regierung insbesondere übel, daß sie bei der UNO der US-amerikanischen Kritik an Menschenrechtsverletzungen in Kuba zustimmte. Castro stellte in Frage, ob Havanna seine diplomatische Interessenvertretung in Washington weiterhin im Botschaftsgebäude der CSFR belassen wolle.
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