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Castorf ließ sich nicht aus der DDR drängen

betr.: „Einen Bürger gibt es hier nicht“, taz vom 7. 9. 99

Thomas Sakschewskis Anklam-Report habe ich mit Vergnügen gelesen, doch vielleicht hätte die Kulturredaktion noch einen Blick darauf werfen sollen. Frank Castorf ging nach seinem Anklam-Abgang 1982 keineswegs in den Westen, sondern hat eisern und konsequent versucht, seine Vorstellungen vom Theater an DDR-Bühnen – so weit ihm das möglich war – durchzusetzen: Heiner Müllers „Der Bau“ 1986 in Karl-Marx-Stadt und „Wolokolamsker Chaussee“ in Frankfurt (Oder), andere Inszenierungen in Halle und Gera, 1988 schließlich in Ostberlin an der Volksbühne und am Deutschen Theater. Seine erste Westinszenierung (als Gast aus der DDR) war 1989 am Schauspiel Köln der „Hamlet“. Mitten in die Wendezeit fiel dann im Herbst 1989 Lessings „Miss Sara Sampson“ am Münchner Prinzregententheater. Sicher, viele werden es versucht haben, Castorf „aus dem Land zu drängen“. Aber er ließ sich nicht drängen.

Knut Lennartz, Köln

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