■ Soundcheck: Caspar Brötzmann Massaker
Gehört: Caspar Brötzmann Massaker. Die Markthalle erzitterte beim Massaker unter den auffallend lautstark dargebrachten Reduktionsrock-Monumenten des Meisters. Galeerenpauken wälzen sich über visionäre Steinzeitlandschaften, vom Hauch der Avantgarde umweht. Die Ausmaße des Kosmos eines Massaker-Stückes scheinen sich erst live vollständig zu entfalten. Ein wenig obligatorisch jedoch wirkte das allzu häufige Sichverlieren in hochtönender Gitarrenimprovisation elegischer Breite, die als das gegenspielerische Element der beherrscht sich dahinschleppenden Liedthemen zu verstehen sind. In jedem Stück zeigt sich ein Kräftemessen aus konzeptioneller Begrenzung und der Freiheit, diese wieder zu brechen. Brötzmann wirkte wie ein spiegelverkehrter Hendrix, ein tribalistischer Romantiker, von seiner Musik vereinnahmt. Es ist genau diese Introvertiertheit, aber auch die Ausdauer und das geistig abwesende Bearbeiten des Intrumentariums in der wundersamen Welt des Massakers, die so beachtlich sind. Sie sind Steinmetze des noise, die am Ende nur ein Häufchen Staub und Taubheit in den Ohren hinterlassen. JaWo
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