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■ Cash & crashSams leere Taschen

Berlin (taz/AP) – Die USA sind seit der Nacht zum Dienstag offiziell zahlungsunfähig. Gestern hätte der US-Finanzminister eigentlich 25 Milliarden Dollar Zinsen an seine Schuldner überweisen müssen – meist Privatleute und Pensionskassen im Inland. Doch der Minister hat dafür kein Geld. Weil die Regierung aber laut US- Rechtslage entweder alle oder gar keine Schulden begleichen muß, darf sie auch die Staatsdiener vorerst nicht bezahlen. Also gingen – wie schon dreimal unter Reagan und einmal unter Bush – 800.000 Bundesangestellte in Zwangsurlaub, nur die für Sicherheit und Gesundheit Zuständigen arbeiten weiter.

Bill Clintons Regierung ist so klamm, weil sie ihr vom Parlament gesetztes Schuldenlimit von 4,9 Billionen Dollar erreicht hat. Sie braucht für die Überschreitung dieser Grenze eine Ausnahmegenehmigung des Kongresses, doch dafür will dieser von Clinton endlich die einschneidenden Kürzungen im Sozialhaushalt und andere Essentials des republikanischen Sparprogramms genehmigt haben.

Egal, wie sich die beiden einigen, die Währungshändler sitzen auf glühenden Kohlen. Denn keiner weiß, was das Ganze eigentlich für die Kurse der Staatsanleihen bedeutet. Eine Fraktion meint, die USA ruinierten ihren Ruf bei den Schuldnern. Wenn sie daher in Zukunft Geld leihen wollten, müßten sie höhere Zinsen bieten, damit noch jemand anbeißt. Resultat: Die Kredite kämen die USA noch teurer zu stehen. Außerdem würden die Kurse der gegenwärtigen Anleihen fallen, weil ja die künftigen mehr Zinsen bringen. Eine zweite Fraktion glaubt an das Gegenteil. Wenn angesichts des Staatsbankrotts die lasche Clinton-Regierung endlich zu einem ausgeglichenen Staatsbudget gezwungen würde, honorierten die internationalen Finanzmärkte das mit niedrigeren Zinsen für die USA.

An den deutschen Börsen ging gestern aufgrund der Ungewißheit der Handel mit Dollar stark zurück. Der Kurs stieg aber leicht, denn einige sicherten sich Greenbacks, um rechtzeitig dabeizusein, wenn die Regierung ihre Notvorräte an Gold und Immobilien zu Geld machen muß. Doch vorher dürfte der Finanzminister zu einem billigeren Notgroschen greifen: Er zahlt die Schulden aus den Pensionskassen der Staatsdiener. rem

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