■ Cash & Crash: Teures Geld
Investoren, die höhere Zinsen ersehnen, das gibt's nur selten. Normalerweise reagieren Anleger auf steigende Zinsen empfindlich. Wenn die Zinsen nämlich steigen, werden andere Anlageformen wie Staatsanleihen oder sogar Sparbücher gegenüber Aktien attraktiver. Die Folge: Die Kurse der Aktien sinken.
Doch beim Boom, der die US-amerikanische Ökonomie derzeit kennzeichnet, verschieben sich die normalen ökonomischen Fronten. Die Investoren, die ihr Geld in Aktien angelegt haben, haben einfach Angst, daß die US-Ökonomie sich überhitzt und die Inflationsrate steigt. Hintergrund für die Furcht war die größer als erwartete Zahl neuer Jobs, die das US-Arbeitsministerium in der vergangenen Woche gemeldet hatte. Die Zahl der Arbeitsplätze war im März um 267.000 gestiegen.
Die Investoren und Spekulanten forderten also Zinserhöhungen von der US-Zentralbank Fed. Und als die Fed die Zinsen nicht sofort erhöhte, gingen die Kurse auf den Bond- und Aktienmärkten in New York am Montag deutlich zurück. Der Dow Jones fiel am vierten Tag hintereinander, diesmal um reichlich 40 Punkte oder 1,1 Prozent. Verschiedene Börsenmakler prophezeiten sogar, daß das Jahr 1994 insgesamt kein gutes auf dem Aktienmarkt werde. Das Wall Street Journal berichtete von Börsen- Firmen, die den Anteil von Aktien in ihrem Anlageportfolio von 60 auf 45 Prozent senken wollten.
Weil an der Börse befürchtet wurde, daß ohne höhere Zinsen auch ausländische Investoren keine Dollars auf dem US-Finanzmarkt investieren würden, verkauften sie zusätzlich die US-Währung. Der Dollar fiel am Montag auf 1,6530 Mark nach 1,6615 Mark am Freitag.
Die Mehrzahl der Börsenmakler unkte, man müsse doch jetzt einfach nur warten, daß die Zinsen doch noch steigen, dann seien alle Investitionen in US- Titel wieder lohnender. Ob US- Präsident Bill Clinton sich freut, ist weniger gewiß. Denn die Zinsbelastung für die immense amerikanische Staatsverschuldung steigt mit jeder Zinserhöhung deutlich. ten
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