■ Cash & Crash: Uranpreis explodiert
Zur Freude der Leute, die mit nuklearem Material handeln, steigt der Uranpreis weltweit. Von Mitte 1995 bis Mitte dieses Jahres wurde das Material um 75 Prozent teurer. Im August erreichte das amerikanische Pfund (454 Grammm) U3O8 einen Preis von 16,50 Dollar. Soviel hatten die Händler schon seit 1987 nicht mehr für die gehandelten Uran-Pellets bekommen, die wegen ihrer gelben Farbe auch Yellowcakes heißen.
Handelsunternehmen, wie in Deutschland Nukem, wickeln nur rund ein Viertel des Uranhandels ab. Den Großteil handeln die Atomkraftwerkbetreiber selbst mit den Minenbesitzern aus. Was man hat, das hat man, dachten sich in den siebziger Jahren die Energieversorgungsunternehmen. In Zeiten der großen Ölkrise legten sie tonnenweise Uran auf Halde. Die Energieversorger haben daher in den vergangenen 20 Jahren verhältnismäßig wenig des nuklearen Metalls gekauft.
In den westlichen Industrienationen wie den USA, Kanada oder Australien eröffneten Minenbesitzer zudem eine Uranmine nach der anderen. Sie bauten enorme Mengen Uran ab, legten es auf Halde und verstärkten das Überangebot. Der Uranpreis verfiel drastisch, bis der Handelspreis nicht einmal mehr zur Hälfte die Produktionskosten deckte.
Seit rund einem Jahr ist es nun umgekehrt. Die weltweite Nachfrage nach Uran übersteigt laut Nukem das Angebot ungefähr um das Doppelte. Zum einen haben Energieversorger ihre Vorräte aufgebraucht. Außerdem wurden nach jahrelangem Preisverfall und den AKW- Unfällen von Three Mile Island 1979 und Tschernobyl 1986 viele Minen geschlossen. Wer wollte da noch Uran kaufen?
Dem Preisauftrieb für Uran scheinen keine Grenzen gesetzt zu sein. Einzig die Atomstreitmächte könnten die Preise noch einmal in den Keller treiben, sollten die Abrüstungsverhandlungen erfolgreich sein. Wenn USA und GUS das Material nicht mehr militärisch nutzen können, werden sie es auf dem freien Markt anbieten – zu Tiefstpreisen. ufo
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