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■ Cash & CrashWenn der Euro kommt

Berlin (taz) – Wer aus Angst vor dem Euro sein Geld in Schweizer Franken angelegt hat, hat allen Anlaß, sich in den Hintern zu beißen. Letztes Jahr mußte man zeitweilig 1,24 Mark für einen Franken hinlegen, jetzt ist die vermeintlich stabilste aller Währungen noch 1,17 Mark wert. Was aber sollen Anleger mit Blick auf die Europäische Währungsunion dann tun?

Die Antwort ist: kommt drauf an. Bei aller Unsicherheit über die Entwicklung der Aktienmärkte läßt sich vermuten, daß exportorientierte Firmen zu den Gewinnern einer gemeinsamen Währung gehören werden. Wie sich aber Geldwertstabilität und Zinsen entwickeln, hängt insbesondere davon ab, ob es – wenn es überhaupt zur Währungsunion kommt – eine kleine Union der Hartwährungsländer sein wird oder unter großzügiger Auslegung der Stabilitätskriterien eine quasi gesamteuropäische Union.

Ein kleiner, elitärer Währungsclub wird einen wohl recht stabilen Euro bekommen. Die Zinsen dürften dann auf längere Sicht niedriger sein als heute, weil der Kapitalmarkt größer und liquider ist als die kleinen nationalen Märkte und weil Kapital aus dem Ausland zufließt. Doch unmittelbar zu Beginn der Währungsunion dürfen Anleger in Deutschland mit etwas höheren Zinsen rechnen, weil sich die besonders niedrigen deutschen Zinsen dem Durchschnitt in der Union angleichen müssen.

Interessanter ist die Frage, was passiert, wenn auch Länder wie Spanien oder Schweden mit von der Partie sein werden. Wohl dem, der den richtigen Riecher hat. Wer zum Beispiel jetzt relativ hoch verzinste spanische Anleihen mit langer Laufzeit kauft, bekommt diese überdurchschnittlichen Zinsen auch dann weiter, wenn Spanien 1999 den Sprung in die Währungsunion schafft. Mit dem Euro aber fällt das Wechselkursrisiko weg. Die Anleihen dürften dann erheblich im Kurs zulegen. Pech gehabt, wenn Spanien nicht in den Euro-Club aufgenommen wird und die Peseta völlig aufweicht.

Jetzt D-Mark-Anleihen zu kaufen lohnt sich hingegen wohl nicht. Der Zinsertrag ist derzeit schlecht, und wenn zu Beginn der Währungsunion die Zinsen leicht anziehen, dann purzelt der Kurs. Wer einen langen Atem und sehr langfristige Anleihen besitzt, kann aber mit leichten Gewinnen rechnen, denn auf die lange Sicht sollen die Zinsen in der Währungsunion ja sinken. Doch da die Zinshöhe von so vielen anderen Faktoren beeinflußt wird, insbesondere von der konjunkturellen Lage und den international gebotenen Zinsen, vor allem in den USA, ist das eine reichlich unsichere Prognose. lieb

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