■ Cash & Crash: Euro belebt Termine
Hamburg (taz) – Der Euro verbindet, der Euro trennt. Diesmal half er den Terminbörsen Deutschlands, Frankreichs und der Schweiz, sich zum Börsenbund „Euro-Allianz“ zu verbinden. Spätestens im Jahr 2002 soll fusioniert werden. Zunächst will die Allianz miteinander Produkte entwickeln, später die Kundschaft gemeinsam abrechnen. Vorteil für diese: Sie muß nicht mehr an mehreren Terminbörsen Mindestkapital bereitstellen, obendrein sinken die Transaktionskosten.
Das Euro-Bündnis beinhaltet zugleich eine trennende Kampfansage an den Finanzplatz London und seine Terminbörse Liffe. Mit jährlich zweihundert Millionen Verträgen wird die kontinentale Allianz in die Dimensionen der Engländer vorstoßen und diese möglicherweise überflügeln. Ebenso nähert sich die Euro-Allianz der weltgrößten Terminbörse, dem Chicago Board of Trade, mit ihren 210 Millionen Kontrakten im Jahr 1996.
Termingeschäfte in Aktien, Devisen oder Waren sind keine Erfindung des Kapitalismus unserer Tage. Bereits gegen Ende des siebzehnten Jahrhunderts waren an der Amsterdamer Börse Zeitverträge für Rosen und Walfische gehandelt worden. „Seither haben Terminkontrakte das zyklisch wiederkehrende Spekulationsfieber an den Weltbörsen angeheizt“, behauptet der Schweizer Wirtschaftshistoriker Wolfgang Hafner.
Damals wie heute galt das Terminprinzip: Preis und Menge werden bei Vertragsabschluß sofort fixiert, Abnahme und Lieferung erfolgen später. So handeln Börsianer heute schon „Geldmarktfutures“, deren Laufzeiten über das Euro- Startjahr 1999 hinausreichen. Mehr als zwanzig Terminbörsen wickeln in Europa die Spekulation ab. Die meisten dürften den Euro kaum überleben.
In Deutschland waren Börsentermingeschäfte von 1931 bis 1970 verboten, erst 1990 wurde die Deutsche Terminbörse AG in Frankfurt gegründet. Bis dahin fürchtete man vorrangig eine krisenverschärfende Wirkung von Terminkontrakten. Kritiker unterstellen solchen Finanzgeschäften eine potenzierende Wirkung auf die konventionelle Spekulation mit Aktien und Währungen. Dagegen setzen Befürworter auf Sicherheit: Mit Terminverträgen könne sich beispielsweise die Automobilindustrie gegen Währungsschwankungen im Exportgeschäft absichern.
Das klappt jedoch nicht immer: Der französische Autokonzern PSA Peugeot Citroän hatte im vergangenen Jahr auf einen Sieg von Labour bei den britischen Unterhauswahlen gesetzt. Damit behielt PSA recht. Anschließend würde der Kurs des Pfundes fallen, entsprechende Terminkontrakte waren geschlossen worden. In diesem Punkt hatte sich PSA allerdings geirrt. Der Verlust betrug umgerechnet fast eine halbe Milliarde Mark. Hermannus Pfeiffer
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