CORNELIA PIEPER HAT KEIN POLITISCHES KONZEPT, DARUM PASST SIE ZUR FDP: Frau und Osten reicht völlig

Die Vorwürfe treffen zu: FDP-Generalsekretärin Cornelia Pieper ist karrierebewusst und hat keine politischen Konzepte zu bieten. Monatelang hielt sich daher das Gerücht, dass sie ihr Amt verlieren solle. Doch Parteichef Guido Westerwelle dementierte stets; gestern nun wurde Pieper erneut als Generalsekretärin nominiert. Das ist konsequent. Vorwürfe können keine mehr sein, wenn sie für fast alle gelten: Auch die leitenden FDP-Herren sind nicht durch Konzepte aufgefallen.

Eine wegweisende Idee von Fraktionschef Wolfgang Gerhardt? Man kann sich nicht erinnern. Ein relevanter Diskussionsbeitrag von Fraktionsvize Rainer Brüderle? Das Gedächtnis meldet „Lücke“. An Westerwelle fällt nur auf, dass er die Entmachtung der Gewerkschaften fordert. Der Parteichef hat ein Feindbild, dies ist unübersehbar, aber Gegnerschaft war noch nie das Synonym von Konzept.

Wenn Pieper weiter amtiert, so ist dies fair, denn die parteiinternen Vorwürfe meinten sie sowieso nur indirekt: Die Kritiker wollten den Parteichef treffen, indem sie wenigstens seine Mitarbeiterin abschießen. Denn das Showtalent Westerwelle ist unersetzbar. Man mag sein gekonntes Lächeln nicht schätzen, aber selbst eitle Liberale sind so realistisch, zu wissen, dass sie sich als Talkshow-Dauergäste nicht eignen würden. Zudem sind alle Westerwelle-Konkurrenten deutlich älter, und auch die Kritiker des „Projekts 18“ fürchten, dass es aberwitzig wirken könnte, wenn sich die FDP von der Spaß- zur Vorruhestandspartei wandelt.

Dann also wenigstens billige Rache an Cornelia Pieper nehmen – doch zunehmend stellte sich heraus, dass sie so unverzichtbar ist wie Westerwelle. Die Liberalen haben nur eine Frau aus dem Osten, was zu einer Mitleid erregenden Ämterhäufung führt: Generalsekretärin Pieper – nebenher Abgeordnete im Bundestag – wird nächstes Jahr auch noch drei Landtagswahlkämpfe in Brandenburg, Sachsen und Thüringen bestreiten müssen. Cornelia Pieper ist die denkbar beste FDP-Generalsekretärin. Ganz authentisch repräsentiert sie die Konzeptlosigkeit und Personalnot der Liberalen.

ULRIKE HERRMANN