CHRISTIAN BUSSDER WOCHENENDKRIMI : Blutige Zitate
Der Starautor ist empört. In New York werden drei Morde verübt, die von Romanen des Krimischriftstellers Richard Castle (Nathan Fillion) inspiriert sind. Der Widerwille des blutig Zitierten richtet sich allerdings weniger gegen die Taten als gegen die Tatsache, dass da jemand ausgerechnet aus seinen schlechtesten Büchern abkupfert. Ein Fan kann die Verbrechen also nicht begangen haben.
Ein Gutes haben die Plagiatmorde aber schon für den in ethischen Dingen nachlässigen, in krimitechnischen Belangen aber umso pedantischeren Schriftsteller: Er wird jetzt von der Polizei um Hilfe gebeten und darf der Ermittlerin Kate Beckett (Stena Katic) über die Schulter schauen, um sie auf Verstrickungen hinzuweisen, die sie selbst nicht mal zu denken wagt.
Die letztes Jahr bei ABC gestartete Serie, mit der Kabel1 nun seinen US-Krimi-Samstag aufstockt, spielt ironisch mit den Rollenklischees und Erzählelementen des Genres. Nach der heutigen Pilotfolge werden die kaltschnäuzige Polizistin und das geniale Spielkind auf persönlichen Wunsch des Bürgermeisters – auch er einer unter tausenden New Yorker Castle-Fans – als Team zusammenarbeiten. Während er fortan die blutigen Tatorte bestaunt wie ein Bübchen seine Eisenbahnanlage, ist sie eher für die pragmatischen Aspekte zuständig. Wenn es allzu gefährlich wird, fixiert sie ihren nervigen Sidekick schon mal mit Handfesseln im Dienstwagen.
Nein, dieser Krimi will trotz des urbanen Settings kein Großstadtreißer sein. Die Morde werden zwischen zwei Gläsern Champagner aufgeklärt, und selbst die Forensikerinnen stöckeln in Highheels durch die Crime-Scene-Blutlachen. In seinen besseren Momenten stellt der Schriftstellerkrimi jedoch auf sympathisch unaufgeregte Art eine Verbindung zwischen Fiktion und Wirklichkeit her: Jeder Mord erzählt eine Geschichte, man muss ihn nur zu lesen verstehen.
■ „Castle“, Sa., 20.15 Uhr, Kabel1 ■ „Tatort“-Kritik auf www.taz.de