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Archiv-Artikel

CHINA WIRD IM WELTRAUM AUFRÜSTEN, SOLANGE DIE USA DAS AUCH TUN Ein vermeidbarer Wettlauf

Stehen wir vor einem neuen Rüstungswettlauf zwischen den USA und China? Pekings spektakulärer Test einer Weltraumwaffe scheint in diese Richtung zu deuten. Zuletzt wurden derartige Tests zu Zeiten des Kalten Krieges zwischen Washington und Moskau unternommen. Zudem stimmt die historische Theorie, der zufolge Großmächte, die sich im relativen Abstieg befinden, gewöhnlich zu viel Geld fürs Militärische ausgeben – aus Angst vor dem weiteren Abstieg. Großmächte, die sich im relativen Aufstieg befinden, glauben ihren größer werdenden Reichtum militärisch schützen zu müssen – und steigern deshalb ebenfalls die Militärausgaben. Erstes trifft heute auf die USA, Letzteres auf China zu. Ist der Rüstungswettlauf zwischen den beiden Riesen also unvermeidlich?

Wie irrsinnig er wäre, zeigt gerade die jahrzehntelange Debatte über die Aufrüstung des Weltraums. Die UN sammeln seit den 50er-Jahren gute Argumente gegen Weltraumwaffen, die Friedensbewegung entdeckte sie mit Ronald Reagans Plänen vom „Krieg der Sterne“ in den 80er-Jahren. Diese Pläne wurden damals in den USA schnell wieder begraben, doch leider nicht aus Überzeugung, sondern weil der Kalte Krieg dem Ende zuging. Nun werden die Pläne wieder ausgegraben, weil mit China ein neuer Großer heranwächst. Folglich kann es niemand überraschen, dass die Neuen mithalten wollen. Wie die Chinesen sich in der Umwelt- und Sozialpolitik anschicken, historische Fehler des Westens zu wiederholen, so nun auch auf militärischem Gebiet. Anders lässt sich der Pekinger Raketentest kaum deuten.

Dennoch ist Fatalismus gegenüber der chinesischen Politik unangebracht, denn die bleibt flexibel und damit vom Westen beeinflussbar. In der Klimapolitik deutet sich bereits an, dass eine nachhaltige Wende mit Peking machbar wäre – vorausgesetzt der Westen zeigt, wie’s geht. Ebenso ist es für die USA noch lange nicht zu spät, den sich andeutenden Rüstungswettlauf zu stoppen. China hinkt militärtechnisch immer noch Jahrzehnte hinterher. Das wird sich in dem Maße ändern, in dem die USA aufrüsten. GEORG BLUME