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Archiv-Artikel

CHINA HAT WEIT WENIGER EINFLUSS AUF NORDKOREA, ALS DIE USA ERHOFFEN Pekinger Papiertiger

Nordkoreas Raketen sind zwar vor wenigen Tagen schnell ins Meer gestürzt, ihre kriegerische Botschaft übermittelten sie trotzdem: Pjöngjang lässt sich von niemanden in seine Politik hineinreden – nicht einmal von Peking.

China hatte Nordkoreas Regime vor dem Abschuss so deutlich wie nie zuvor gewarnt. Da kein Land einen so großen Einfluss auf Nordkorea hat wie China, hofften Südkorea, Japan und die USA darauf, dass diese Warnung wirke. Schließlich kann Nordkorea ohne Chinas Hilfe, vor allem bei Energielieferungen, nicht überleben. Doch wer Dankbarkeit oder Rücksicht erwartet hat, irrte. Die Raketen führten die Machtlosigkeit von Chinas Regierung nur allzu deutlich vor.

Washington erhoffte sich von den Raketen, dass sie Peking von Sanktionen gegenüber Pjöngjang überzeugen. Doch Nordkorea weiß offenbar besser als Washington, dass Peking wegen seiner eigenen Interessen stark die Hände gebunden sind. So lösen sich auch jetzt die Hoffnungen, die Washington auf Peking setzt, schnell in Luft auf – und der derzeitige Besuch des US-Gesandten Christopher Hill in Peking erweist sich als vergeblich.

Klar ist: Das Regime in Pjöngjang ist stets auf seine Unabhängigkeit bedacht und dafür bereit, sein Volk zu opfern. Und Peking wiederum präferiert zunächst den Status quo auf der koreanischen Halbinsel und will dann einen langsamen, kontrollierten Wandel in Nordkorea nach chinesischem Vorbild. Nordkoreas Regime mit Sanktionen zu stürzen, ist für Peking so aberwitzig, wie es ein US-Atomangriff auf Nordkorea für Washington wäre. Peking und Washington hätten jeweils die Macht dazu, aber sie nützt ihnen wegen der unkalkulierbaren Risiken nichts.

Peking bleibt also keine andere Wahl, als Nordkoreas Regime weiter zu alimentieren. Es will allein bestimmen, ob und wie es sich wandeln wird. Da Kim Jong-Il einen auch noch so langsamen Wandel fürchten muss und äußere Spannungen braucht, um sein Regime nach innen zu rechtfertigen, ist mit weiteren Provokationen zu rechnen.

SVEN HANSEN