: CDU erntete Riesengelächter
■ Stimmenverluste, aber dennoch Erhalt der absoluten Mehrheit in der Bremer Bürgerschaft für die SPD / Grüne nur bedingt zufrieden / CDU auf Tiefstand / FDP wieder dabei
Bremen (taz) - Während die ersten Trendmeldungen gestern abend über den großen Bildschirm am Bremer Marktplatz flimmerten, erweckte zwischen den Bier– Tresen vor allem ein Stand großes Interesse: An einem Computer konnten sich die Zaungäste der Wahlveranstaltung ihren ganz persönlichen „Bio–Rhythmus“ messen lassen. Unterdessen ging ein „Uahhh“ als erstes Aufstöhnen von rund 250 Gästen der grünen Wahl kampffete durch das Kulturzentrum „Modernes“. 2,6 Prozent verhießen erste Trendmeldungen den Parteifreunden aus Schleswig–Holstein von der Video–Leinwand. Kurz darauf Grund für Riesengelächter: Mit 21,6 Prozent sahen die Trendmelder die Bremer CDU auf einem absoluten Tiefstand. Der Sieger der Wahl, der alte und künftige Bremer Bürgermeister Klaus Wedemeier, nutzte jede Chance, im Fernsehen alle gesell schaftlichen Gruppen zum Kampf gegen rechts aufzurufen. Ansonsten machten die Gesichter der SPD–Prominenz in der Bürgerschaft zufriedene Mienen, aber Begeisterung war bei der erfolgsgewohnten Mehrheits–Partei nicht zu spüren. Martin Thomas, alter und neuer grüner Abgeordneter, unter den Anwesenden mit Listenplatz 3 ranghöchster Grüner, zu den prphezeiten 11,8 Prozent und 11 Parlamentssitzen: „Ein Erfolg und Grund zum Feiern, auch wenn uns der Bruch der absoluten SPD– Mehrheit nicht gelungen ist.“ Ein zweimaliges leises „Scheiße“ entfuhr dem Grünen Spitzenmann Ralf Fücks im Gedränge der Bürgerschaftsflure: Das erste galt dem Erfolg der Rechten, das zweite der absoluten SPD–Mehrheit. Auch im Fraktionsraum der Grünen in der Bürgerschaft finden die Details in der Affaire um den Schleswig–Holsteinischen CDU–Ministerpräsidenten Barschel mehr Interesse als die Einzelheiten des Bremer Wahlergebnisses. Der FDP–Spienkandidat, Claus Jäger sieht in dem hohen Zugewinn für die FDP „eine bewußte Entscheidung der Wähler zugunsten der Liberalen“. Im Vergleich zu 1983, als die FDP an der Fünf– Prozent–Hürde scheiterte, habe man „die starke Basis der FDP in der liberalen Hansestadt zurückgewonnen.“ Auffallend stotternd präsentierte sich der im Frühjahr nach Bremen zurückgekommen CDU– Spitzenkandidat Reinhard Metz; er nahm die Verantwortung für das schlechteste CDU–Ergebnis seit 1959 voll auf die eigene Kappe und wollte nicht einmal im Namen der CDU ein Wort zu den Ursachen dieses Scheiterns sagen.
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