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CDU-Abgeordnetem droht der FraktionsausschlussStadtkewitz bleibt auf Rechtskurs

Parteiloser hält trotz Drängen von Fraktionschef Henkel an Einladung für den Rechtspopulisten Wilders fest. Nun droht ihm der Ausschluss aus der Fraktion.

Der parteilose Abgeordnete René Stadtkewitz steht vor dem Ausschluss aus der CDU-Fraktion. Er will nicht der Aufforderung von CDU-Partei- und Fraktionschef Frank Henkel folgen, seine Einladung für den islamfeindlichen niederländischen Rechtspopulisten Gert Wilders zurückzuziehen. "Ich werde die Einladung nicht zurücknehmen", sagte Stadtkewitz der taz. Für diesen Fall hatte Henkel angekündigt, der CDU-Fraktion seinen Ausschluss vorzuschlagen. Die Unionsabgeordneten kommen erst am 7. September wieder zusammen.

Henkel hatte Stadtkewitz in einem Brief kritisiert. "Herrn Wilders und seiner Partei geht es um die Dämonisierung einer ganzen Religion", schreibt er. "Als Vorsitzender kann ich nicht dulden, dass Mitglieder meiner Fraktion Personen zu Veranstaltungen einladen, die ein derartiges Gedankengut verbreiten."

Stadtkewitz hatte sich mehrfach islamkritisch geäußert. Im Herbst 2009 trat er aus der CDU aus, weil er sich von der Partei nicht ausreichend unterstützt fühlte. Er hatte sich gegen den Bau einer Moschee in Heinersdorf ausgesprochen und engagierte sich in der islamkritischen Bewegung "Pax Europa". In der CDU-Fraktion aber blieb er.

Henkel hatte ihn zudem aufgefordert, keine Partei zu unterstützen, die bei der Wahl 2011 in Konkurrenz zur CDU antritt. Hintergrund waren Vermutungen, Stadtkewitz wolle einen Ableger der Wilders-Bewegung gründen. "Das ist doch schon zeitlich fast gar nicht mehr möglich", sagte Stadtkewitz der taz. Definitiv wolle er nicht für die ebenfalls rechte Bewegung "Pro Deutschland" antreten.

Der SPD-Abgeordnete Tom Schreiber hielt Henkel vor, zu wenig gegen islamfeindliche Umtriebe in seiner Partei vorzugehen. "Das ist nicht nur der Stadtkewitz, da gibt es noch mehr in der CDU", sagte Schreiber. Als Beleg führte er ein CDU-Mitglied an, das im April bei einer Solidaritätsaktion für Wilders als Redner aufgetreten war. Der Ortsverbandschef des Mannes ist der Europaabgeordnete und Ex-Bürgermeister von Mitte, Joachim Zeller. "Wir haben ihm damals gesagt, dass er bei solchen Anlässen nicht als CDU-Funktionsträger auftreten darf", so Zeller. Seither habe sich der Mann, der auf der Hompage seines Ortsverbands als "Leiter für Innere Sicherheit" firmiert, zurück gehalten.

Von der taz damit konfrontiert, dass eine rechte Internetseite einen Vortrag des Mannes über "Islam und Meinungsfreiheit" bei einer Berliner Burschenschaft Ende Juni feiert, sagte Zeller: "Da werden wir uns mit ihm nochmal unterhalten müssen."

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7 Kommentare

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  • D
    Dietrich

    Das wars wohl Frank Henkel. Mit dem Bürgermeister, das können Sie jetzt vergessen.

    Da war ja sogar Ole von Beust schlauer als er sich 2001 zum Bürgermeister hat wählen lassen. Naja manche lernens eben nicht

     

     

    Berlin hat jetzt die Wahl zwischen Wowi und Künast. Ein echter Politikwechsel wird das wohl nicht aber immerhin ein neues Gesicht.

  • EH
    Eduard Heydt

    Lieber Herr Alberti, ich würde doch zu gerne endlich mal wissen, welche über uns allen schwebende Macht eigentlich festgelegt hat, dass gegen den Islam eingestellte Kräfte "rechts" sind? Zieren Sie sich nicht, klären Sie uns auf!

  • G
    GastrechtS

    Uwe Sak: >"Wer aber davon träumt, dass hier bald Steinigungen eingeführt werden, dem möchte man den Gang zum Arzt nahelegen"<

     

    Der angesprochene van Gogh ist bekanntlich "ziemlich rituell" abgeschlachtet worden, nein, "zum Arzt gehen" brauchte der nicht mehr. Gewiss, ein weit vorausgreifender "Einzelfall"...

     

     

    >"Man kann das Chistentum krtisieren, man kann den Atheismus kritisieren und vieles mehr. Und eben auch die islamische Religion.

    ...

    Die Religionsfreiheit gilt für alle und eben auch für Muslime. Traurig, dass man solche Slebstverständlichkeiten heute einfordern muß."<

     

     

    ...Da präsentiert sich ein geradezu *exorbitantes* Problembewusstsein.

     

     

    Im Ernst: die typische TAZ-Leserschaft mit Islam-Aufklärung zu nerven wie einige der Vorredner -- ersparen wir uns das.

    Andererseits lassen "typische" Repliken -so wie oben zitiert- nicht die geringste Weitsicht erkennen, wie wir (in Europa) langsam und stetig auf eine Katastrophe epischen Ausmaßes zurollen.

     

    Geistreiche Essays, die die Tiefe des Konflikts (zwischen dem Westen und dem "Eindringling") ausloten? Eine Rarität.

    Und so perpetuiert sich eine sinnlose (inner-westliche) Auseinandersetzung.

     

     

    Frage an die "Uwes" dieser Stelle: Was war denn der persönliche Eindruck, die Gedanken beim ersten Kennenlernen der "Schrift" dieser ..hm.. "Religion"?

  • US
    Uwe Sak

    Man sieht ja schon an den ersten Reaktionen hier, wie leicht es rechte Rattenfänger haben.

    Man kann das Chistentum krtisieren, man kann den Atheismus kritisieren und vieles mehr. Und eben auch die islamische Religion.

    Wer aber davon träumt, dass hier bald Steinigungen eingeführt werden, dem möchte man den Gang zum Arzt nahelegen.

    Die Religionsfreiheit gilt für alle und eben auch für Muslime. Traurig, dass man solche Slebstverständlichkeiten heute einfordern muß.

  • U
    Unbequemer

    Wer ein Schaufenster in der Gegenwart braucht um sich fragen zu können, ob die gesellschaftlich Entwicklung in Deutschland den Werten eines modernen, aufgeklärten Staates stärken, oder diametral entgegenwirken, dem sei folgende Reportage des ARD ans Herz gelegt:

     

    http://www.daserste.de/doku/beitrag_dyn~uid,heuhbfd4r1wrc00h~cm.asp

     

    Dort kann man dann auf der rechten Seite bei "Video zum Beitrag" die Reportage online ansehen. Ich kann Ihnen das nur ans Herzen legen.

     

    Zu Herrn Stadtkewitz: Es bleibt zu hoffen, daß Herr Stadtkewitz sieht, daß diese CDU keine Zukunftperspektive besitzt. Diese CDU hat sich erfolgreich im Gesundbeten und Hoffen auf Wunder eingeschlossen. Herr Stadtkewitz - zeigen Sie, wies besser geht. Viel Glück

  • M
    Max

    Islam, Immigration und Integration sind Themen, die uns alle angehen und das auch noch in weiter Zukunft.

     

    Es ist nur konsequent, dass man in einer Demokratie auch darüber diskutieren kann. Wenn islamkritisches Denken aber derart dämonisiert wird, ist irgendwas mit der Demokratie schiefgelaufen. Die Leute sollen sich lieber mal anhören, warum der Islam kritisiert wird anstatt den Kritikern Redeverbot zu erteilen.

  • F
    Fritz

    Wilders ist ja kein "rechter" im traditionellen Sinne. Die islamfreundlichkeit weiter linker Kreise gründet sich ja wohl eher auf das gestörte Verhältnis dieser Herrschaften zum eigenen Volk.

     

    Wenn die ersten Homosexuellen der rituellen Steinigung zum Opfer gefallen sind und die ersten Frauenrechtlerinnen mit Kopftuch rumlaufen müssen, wird es wohl zu spät sein. Pym Fortyn und Theo von Gogh waren auch keine traditionellen rechten.