: Bush und Kohl drängen auf Gatt-Einigung
Camp David (ap) — Die Regierungschefs der beiden größten Handelsmächte der Welt, Bundeskanzler Helmut Kohl und US-Präsident George Bush, drängen zur Belebung der flauen Weltkonjunktur auf den Abschluß eines neuen Gatt-Abkommens bis zum 15. April. Bei ihren Gesprächen in Camp David verpflichteten sich beide dazu, alles zu unternehmen, die Uruguay-Runde des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (Gatt) „so schnell wie möglich“ abzuschließen. Man könne jedoch den Verhandlungen der Spezilaisten nicht vorgreifen, meinte Kohl. Bushs Sprecher sagte, das Treffen der beide habe nicht das Ziel verfolgt, zu einem Abkommen zu kommen. Die Gatt-Verhandlungen stecken vor allem wegen des Streits über die Agrarsubventionen der EG seit mehr als einem Jahr in der Sackgasse.
Die Verhandlungen der 108 Gatt- Mitgliedsstaaten in der 1986 in Uruguay eröffneten Runde hatten ursprünglich schon im Dezember 1990 abgeschlossen werden sollen. Vorgesehen ist vor allem eine weitere Liberalisierung des Welthandels mit dem Abbau von protektionistischen Handelsschranken und staatlichen Wettbewerbshilfen sowie der Senkung von Zöllen. Erstmals in die Gatt-Bestimmungen einbezogen werden sollen der grenzüberschreitende Austausch von Dienstleistungen und der Schutz des geistigen Eigentums.
Von einem positiven Ergebnis versprechen sich die Industriestaaten neue Impulse für den Welthandel und damit eine wesentliche Belebung der gegenwärtig international schleppend verlaufenden Konjunktur. Erst in der vergangenen Woche schätzte die amerikanische Handelsbeauftragte Carla Hills den von einem Durchbruch bei den Gatt-Verhandlungen erhofften Zuwachs im weltweit erwirtschafteten Sozialprodukt auf fünf Billionen Dollar innerhalb eines Jahrzehnts. Washington wirft der EG vor, daß ihre Garantiepreise für Erzeugnisse der europäischen Bauern die Exportchancen amerikanischer Agrarprodukte beeinträchtigen. Die EG hat einen Subventionsabbau von 30 Prozent bis 1996 angeboten, was von den USA als zu niedrig abgelehnt wird.
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