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Bundeswehr sucht DDR-Giftgas

■ Expertengruppe reist auf Einladung der NVA in die DDR / NVA: Nur geringe C-Waffenbestände zur Ausbildung in der Kampfstoffabwehr eingesetzt

Berlin (afp/taz) - Zwölf Bundeswehrexperten haben am Mittwoch auf einem Übungsgelände der Nationalen Volksarmee (NVA) in Storkow bei Beeskow die Suche nach chemischen Kampfstoffen aufgenommen. Die NVA hatte selbst zur Inspektion eingeladen, nachdem in den Medien der Bundesrepublik mit Verweis auf Geheimdienstinformationen behauptet worden war, in der DDR lagerten in neun Depots entlang der innerdeutschen Grenze bis zu 30.000 Tonnen chemischer Kampfstoffe. Die Lager sollen teilweise von der NVA verwaltet werden. 40 Prozent der C-Waffen sollen für Artilleriemunition und Raketenköpfe bestimmt sein. Darüber hinaus gebe es auch chemische Flugzeugbomben.

Das Abrüstungs- und Verteidigungsministerium in Ost-Berlin und die sowjetische Regierung hatten die Vorwürfe aber zurückgewiesen.

NVA-Generalmajor Karl-Heinz Nagler gab nun die Menge der in seiner Obhut befindlichen Kampfstoffe mit 705,6 Gramm Nervengift, 206,1 Kilogramm hautschädigende Mittel und 38,9 Gramm psychotoxische Chemikalien an. Diese Stoffe dienten nach seinen Angaben ausschließlich zur Ausbildung in der Kampfstoffabwehr auf dem Übungsplatz sowie zu Prüfzwecken an der Universität Greifswald, am ehemaligen Militärtechnischen Institut in Königs Wusterhausen und an der Offiziershochschule Löbau.

Die NVA verwalte darüber hinaus chemische Reizstoffe, unter anderem des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit sowie 650 Kilo des Kampfstoffes Adamsit aus dem Zweiten Weltkrieg, der derzeit nicht zu beseitigen sei.

Die Bundeswehrdelegation unter Leitung von Oberstleutnant Wolfgang Buttler wollte nach der Prüfung der Ausbildungsstätten und der Laborbunker in Beeskow ein weiteres NVA-Lager bei Genthin inspizieren.

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