Bundesligavereine wollen mehr Geld: TV-Sender sollen zahlen
Mit einer Umstrukturierung des Angebots will die DFL mehr Fernsehgelder für den Bundesliga-Fußball akquirieren. Der Plan mit einem neuen Topspiel könnte auch schiefgehen.
Natürlich ließ sich Karl-Heinz Rummenigge diese Gelegenheit nicht entgehen. Auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern München am vorigen Freitag erneuerte der Vorstandsvorsitzende seine alte Forderung nach mehr Geld für seinen Klub. "Es ist kein Zufall, dass Deutschland inzwischen nur noch zwei Teilnehmer in der Champions League hat", hat Rummenigge erklärt und von der DFL gefordert, "die Rahmenbedingungen zu verbessern". Die kleinen Klubs sollen weniger bekommen, die großen mehr: das alte Lieblingsthema des Lobbyisten. Diesmal aber sind die Aussagen Rummenigges brisanter als sonst, denn wegen Finanzkrise und kartellamtlicher Vorschriften drohen generell geringere Einnahmen aus den TV-Töpfen.
Deshalb hat der ehemalige Stürmer als Vorstand der Deutschen Fußball-Liga (DFL) gerade einen neuen Plan ausgetüftelt. Unter der Führung von Geschäftsführer Christian Seifert haben die DFL-Funktionäre ein Konzept erstellt, das mit den Emotionen der Fußballnation spielt. Zentraler Punkt: ein Samstags um 18.30 Uhr angesetztes Topspiel. Wenn alles nach Plan läuft, werden die Zuschauer der ARD-"Sportschau" Zusammenfassungen von Spielen des Kalibers Bielefeld gegen Bochum sehen, während gleichzeitig Bayern gegen Schalke im Pay-TV übertragen wird. Die Zuschauer hätten das Gefühl, auf dem Nebenplatz zu stehen, während drüben in der Arena die große Show aufgeführt wird. Das soll motivieren, in den erlauchten Kreis der Premiere-Abonnenten zu wechseln, und für diesen Werbeeffekt soll Premiere zahlen, so der Plan der Strategen aus der Frankfurter Verbandszentrale.
Es ist jedoch ein großes Wagnis, das die Herren eingehen. "Nichts gibt es, was uns sicher macht", gibt Heribert Bruchhaben, ein weiterer DFL-Vorstand, offen zu. "Man muss da einen Spagat schaffen und die richtige Dosierung finden."
Nachdem der Deal mit der Agentur Sirius aus dem Umfeld des gestürzten Medienkönigs Leo Kirchs geplatzt ist, gilt die Partie um 18.30 Uhr als Schlüssel zu mehr Geld. Und das nicht nur, weil sie so interessant für Premiere ist, sondern auch, weil das Paket all dieser Spitzenspiele separat erworben werden muss. Free-TV-Sender können ebenfalls bieten, das soll den Preis zusätzlich in die Höhe treiben. Premiere wird also mit dem untergründigen Werbeeffekt des Spitzenspiels gelockt und gleichzeitig unter Druck gesetzt. "Ich bin ganz optimistisch, dass es Herrn Seifert und seinen Leuten gelingt, zumindest den versprochenen Betrag von 430 Millionen Euro zu erzielen", sagt Wolfgang Holzhäuser, der Geschäftsführer von Bayer Leverkusen.
Strategisch ist das eine intelligente Maßnahme gegen die monopolähnliche Stellung Premieres, allerdings kann auch eine Menge schiefgehen. Gewiss wird die ARD, die nur noch fünf statt bisher sechs Spiele in der "Sportschau" zeigen darf und zudem gegen das Spitzenspiel ansenden muss, ihr Angebot deutlich reduzieren. Sollte das Topspiel tatsächlich im Free-TV laufen, wäre die Highlight-Show nur noch einen Bruchteil der 97 Millionen Euro wert, die die ARD derzeit in die Bundesliga überweist. Holzhäuser glaubt dennoch, "was die ARD weniger bezahlen will, wird weitaus von diesem einen Live-Spiel kompensiert".
Viel Hoffnung und wenig Gewissheit steckt in solchen Aussagen, denn die Bundesliga spekuliert auf erhöhte Zuwendungen eines heftig gebeutelten Partners. Premiere erwartet im laufenden Jahr Verluste von 70 Millionen Euro, zusätzliche Werbeeinnahmen sind 2009 aufgrund der Finanzkrise kaum zu erwarten, und die Bundesligarechte ließen sich schon zu den alten Preisen nicht gewinnbringend vermarkten.
Bei der DFL fürchtet man derweil besonders die Offerte der ARD, denn als vor drei Jahren geboten wurde, soll das zweitbeste Angebot für die Highlightshow im Free-TV etwa 40 Millionen unter dem Gebot des Gebührenfernsehens gelegen haben. Einen "fairen und objektiven Umgang" von der ARD mit der neuen Angebotslage erhofft sich Seifert. Aber der DFL-Chef weiß ganz genau, dass er den verlässlichen Partner verärgert hat. Der deutsche Fußball ist mal wieder auf Partner angewiesen, die nicht nur auf die bloße Refinanzierbarkeit der Rechte schauen. Doch diese Zeiten könnten vorbei sein.
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