■ Mit den deutschen Renten auf du und du: Bundesbank warnt
Berlin (taz) – Die deutschen Rentner werden immer jünger – und ruinieren damit das Rentensystem. Das zumindest bemängelt die Deutsche Bundesbank in ihrem jüngsten Monatsbericht. „Unerläßlich“ sei eine Begrenzung der Möglichkeiten zur Frührente in Deutschland, wenn das Rentensystem nicht gesprengt werden solle.
Mit durchschnittlich 59,5 Jahren lassen sich Männer hierzulande schon in den Ruhestand versetzen, vor zwanzig Jahren warteten sie damit noch 61,5 Jahre lang. Nur noch ein Drittel der 60- bis 65jährigen ist berufstätig. Geht das so weiter, drohen drastische Beitragserhöhungen, rechnen die Banker mit Verweis auf bestehende Gutachten vor. Im Jahre 2010 sei dann ein Beitragssatz von 21 Prozent, 20 Jahre später von 27 Prozent möglich.
Schon im nächsten Jahr könne es zu einer Beitragserhöhung der Rentenversicherung kommen. Da der Bund über Zuschüsse an den finanziellen Belastungen aus der Rentenversicherung zu rund einem Fünftel beteiligt sei, würden auch Steuererhöhungen fällig.
Neu ist die Rechnung der Deutschen Bank nicht, auffällig aber bleibt, daß jetzt auch die Banker den Trend zur Frühverrentung stoppen wollen. Hier seien „Korrekturen“ fällig, heißt es in dem Monatsbericht. Auch die recht großzügigen Pensionierungen der Beamten bei vorzeitiger Dienstunfähigkeit ist den Volkswirten ein Dorn im Auge. Sollte die Rentenreform von 1992 nicht fortgesetzt werden, drohe die Akzeptanz für eine immer kostspieliger werdende staatliche Alterssicherung zu schwinden, mahnen Tietmeyers Wirtschaftsexperten.
Nach den Vorgaben der Rentenreform von 1992 wird das Renteneintrittsalter vom Jahre 2.001 an wieder verbindlich auf 65 Jahre heraufgesetzt. Wer früher in den Ruhestand geht, bekommt weniger Rente. Sozialexperten hoffen außerdem auf eine steigende Frauenerwerbsquote und qualifizierte Zuwanderer, die für künftigen Nachschub bei den Beitragszahlern sorgen sollen.
So weit die Zukunftsplanung. Ob diese Blümsche Rechnung aber aufgeht, ist eine andere Frage. Entscheidend für die Sicherheit der Renten ist nämlich die Beschäftigungsentwicklung, hatte der Sozialbeirat unlängst schon gemahnt. Es muß für die 64jährigen auch Jobs geben, um sie in Arbeit und als Beitragszahler zu halten. Bisher jedenfalls sind die Unternehmen froh, wenn ihre Beschäftigten vor dem 60. Lebensjahr ausscheiden – zumeist auf Kosten des Arbeitsamtes, wie Norbert Blüm immer wieder bemängelt. Der Trend zur Frühverrentung wurde von der Wirtschaft mit ausgelöst und mitgetragen – von eben jenen Unternehmen, die sich wie die Bundesbank über steigende Sozialversicherungsbeiträge beklagen. Barbara Dribbusch
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