■ Büromarkt-Pleite: Dicke Frösche
Bauvorhaben für Büros schießen derzeit wie Pilze aus dem Berliner Boden. In der Friedrichstadt drehen sich die Kräne ebenso unaufhörlich wie entlang des früheren Mauerstreifens oder an der Frankfurter Allee – ganz zu schweigen von den Dienstleistungszentren am Alexanderplatz oder in Adlershof, die auf dem Sprung vom Reißbrett in die Wirklichkeit stehen. Der ungebremste Entwicklungsschub, so hoffen die Bauherren, soll die Stadt in kürzester Zeit um drei, sechs, ja zwölf Millionen Quadratmeter Nutzfläche aufblähen, als sei der Berliner Büromarkt ein Frosch auf Brautschau. Doch die Bräute wollen nicht so recht, und der Knall des Bürobubbles zeichnet sich bereits heute ab: Gegenwärtig stehen in der Stadt bereits 300.000 Quadratmeter Bürofläche leer, so der gestern veröffentlichte Bericht der Müller International Immobilien. Vom Leerstand betroffen sind Objekte in peripheren Lagen und innerstädtische Gebäude mit zu hohen Mietpreisen. Dort lassen sich keine 70 Mark pro Quadratmeter und mehr erzielen, sondern nur noch Mietzinsen zwischen 30 und 42 Mark. Nach Ansicht des Müller-Reports wird sich der Berliner Büromarkt erst mittel- bis langfristig verändern. An großen Neueinsteigern wird es mangeln. Bei einem Bauvolumen von 1,5 Millionen Quadratmeter Bürofläche in den nächsten Jahren werden Investoren gezwungen sein, die Preisschraube zu lockern. Doch was für den einzelnen Büromieter gut ist, muß für die Stadtentwicklung noch lange nicht günstig sein. Leerstand und tote Quartiere, Brachen und Bauruinen bilden bauliche Anmaßungen einer Entwicklungspolitik falscher Erwartungen und frisierter Kalkulationen, die nach hinten – in die Pleite – losgingen. Es ist hohe Zeit, die Luft aus den Backen zu lassen, denn geplatze Frösche finden keine Bräute. Rolf Lautenschläger
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