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Bürgerwehren des ANC?

■ Zeitung veröffentlicht ANC-Selbstverteidigungspläne

Johannesburg (afp) — Pläne des ANC zum Aufbau von Selbstverteidigungsgruppen in den Townships Südafrikas sind gestern von dem Finanzblatt 'Business Day‘ enthüllt worden. Danach sollen der bewaffnete ANC-Flügel „Umkhonto we Sizwe“ (Speerspitze der Nation) sowie „sympathische Polizeieinheiten der Townships“ Freiwillige den Umgang mit Feuerwaffen lehren. Ein zehnköpfiges Verteidigungskomitee soll unter Führung eines Militärs in jeder Schwarzensiedlung die Ausbildung der Selbstverteidigungsgruppen organisieren, die sich an den Richtlinien für paramilitärische Einheiten orientieren soll. Der Plan sieht vor, daß im Idealfall auf je zehn Townshipbewohner ein Mitglied der Bürgerwehr kommt. In den Townships sollten Verteidigungslinien festgelegt werden, in deren Umgebung alle Häuser „besonders befestigt“ werden sollen. Diese Informationen sollen einem geheimen ANC-Arbeitspapier „Um unseres Lebens willen — Richtlinien für die Gründung von Selbstverteidigungsgruppen des Volkes“ entstammen.

ANC-Sprecherin Gill Marcus bestätigte die Existenz einer Broschüre dieses Namens. Polizeisprecher Craig Kotze bezeichnete den Geheimplan als eine „Anleitung zum Bürgerkrieg“. Die weiße Minderheitsregierung hat jedoch ihrerseits nichts gegen den Aufbau von bewaffneten Einheiten durch neonazistische Gruppen unternommen. Der ANC hatte bei Gesprächen mit der rivalisierenden Schwarzenbewegung Inkatha die Bildung von Selbstverteidigungsgruppen angeregt, dieser Vorschlag war jedoch von Inkatha- Führer Mangosuthu Buthelezi abgelehnt worden.

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