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Archiv-Artikel

Bürgernahe Polizei Die Freunde brauchen Helfer

Es ist ehrenwert und löblich, welche Schlüsse Polizeipräsident Dieter Glietsch aus dem misslungenen Polizeieinsatz im Wrangelkiez und der ebenso misslungenen Öffentlichkeitsarbeit der Polizei danach ziehen will. Zu seiner Haltung in dieser Sache passt das modern gewordene Kompliment „unaufgeregt“, es passt auch zu seiner generellen Haltung zur Gewaltbereitschaft bei jungen Migranten. Und eine solche Einstellung ist für die Polizeiarbeit gerade in so genannten Problemkiezen sicher nützlich. Ebenso sicher ist es eine gute Idee, in bestimmten Gegenden der Stadt dafür zu sorgen, dass Polizeibeamte engen Kontakt zu den Einwohnern und gerade zu den dort oft unbeschäftigten jungen Männern pflegen. Das gilt übrigens für den Wrangelkiez genauso wie für manche Gegend im Osten der Stadt.

Kommentarvon ALKE WIERTH

Doch bei all diesen guten Ideen Dieter Glietschs, die von der für einen Polizeipräsidenten nicht selbstverständlichen Fähigkeit zeugen, hinter polizeirelevanten Problemen die sozialen Ursachen zu erkennen, muss man doch die Frage stellen, wessen Arbeit die Polizei da übernimmt.

Nicht selten war aus ihren Reihen angesichts der zunehmenden Streichung sozialer Einrichtungen für Jugendliche in den letzten Jahren die Prophezeiung zu hören, dass die Konsequenzen solcher Kürzungen sich in Mehrarbeit für die Polizei auswirken würden. Das ist eingetreten.

Gleichzeitig wurde auch im Polizeietat kräftig gekürzt. Für ein vertrauensvolles und friedfertiges Verhältnis zwischen Bürgern und Polizei zu sorgen, ist sicher Aufgabe der Polizei. Doch die braucht nicht nur Freunde – sie braucht auch Helfer. Denn gegen die Gründe für wachsende Gewaltbereitschaft oder das perspektivlose Abhängen Jugendlicher kann auch der beste Bürgerbeamte nichts tun.