: „Bürger statt Konsumenten“
Nachhaltig Einkaufen kann die Welt nicht retten
■ Die Autorin und Journalistin lebt und arbeitet in München. Sie bloggt über Öko-Lifestyle.Foto: Stephanie Fuessenich
taz: Wie lebt man anständig, Frau Hartmann?
Kathrin Hartmann: Jedenfalls nicht durch den Kauf von Bio-Currywurst oder fair gehandeltem Holzspielzeug. Die großen weltweiten Probleme lassen sich durch den persönlichen Lebensstil kaum ändern. Am Ende zahlt man beim so genannten ethischen Konsum nur drauf.
Also ist es egal, ob wir zum Discounter oder zum Eine-Welt-Laden gehen?
Wer die Arbeitsbedingungen bei Lidl blöd findet, sollte dort natürlich nicht einkaufen. Aber das ändert nichts. Das System richtet den Schaden an, nicht der Konsument. Es wird nie genügend bewusst konsumierende Menschen geben, um Unternehmen zum Umdenken zu zwingen.
Das klingt trostlos, die Menschen können also nichts verändern?
Als Konsumenten, nein. Aber als politisch aktive Bürger haben sie große Macht. Einkaufen mit moralischen Anstrich reicht nicht, um Umweltverschmutzung und Ausbeutung von Schwächeren zu verhindern. Nur durch Verzicht und Druck auf die Politik wird sich etwas ändern.
Was ist Ihr Ziel?
Jeder soll ohne schlechtes Gewissen einkaufen können. Nachhaltige Produkte sollten Standard und nicht Luxus sein! Eine weltweite Umstellung auf Ökolandwirtschaft kann Klimawandel und Hunger beseitigen. Das kann nur die Politik erreichen. Die Ausrede, es läge an jedem Einzelnen von uns, darf nicht gelten. INTERVIEW: WDE
20 Uhr, Lesung „Ende der Märchenstunde“, Kulturhaus 73