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„Bürger gegen Giftmüll“ durchsucht

■ Polizeiaktion in der Wohnung des Sprechers der Arbeitsgemeinschaft gegen die Sondermülldeponie Münchehagen / Kripo stellt vertraulichen Polizeibericht sicher

Hannover/Münchehagen (dpa) Im Konflikt um die niedersächsische Sondermülldeponie Münchehagen haben Beamte der Kriminalpolizei Nienburg gestern morgen die Wohnung des Sprechers der Arbeitsgemeinschaft „Bürger gegen Giftmüll“, Heinrich Bredemeier, in Münchehagen durchsucht. Die Beamten handelten im Auftrag der Staatsanwaltschaft Hannover. Sie stellten bei der Aktion ein Exemplar des vor acht Wochen illegal bekannt gewordenen Kripoberichts zur Sondermülldeponie sicher. Wie die Staatsanwaltschaft Hannover mitteilte, steht Bredemeier in Verdacht, den internen Abschlußbericht der Sonderkommission des Landeskriminalamtes in Münchehagen und Umgebung weiter verbreitet zu haben. Bredemeier erklärte am Dienstag der dpa, er bestreite nicht, etwa 50 Exemplare kopiert und vertrieben zu haben. Allerdings habe sich in dem Bericht kein sichtbarer Hinweis auf eine Geheimhaltungspflicht befunden. Unabhängig davon habe er es als moralische Verpflichtung angesehen, Informationen über jahrelange „kriminelle Machenschaften“ der Behörden an die Bevölkerung um Münchehagen weiterzugeben. Bredemeier sprach von hohem materiellen und gesundheitlichen Schaden. Keine Angaben machte er zur Frage, wer ihm den Bericht zugespielt habe. Der Bericht der Sonderkommission hatte nach eingehender Auswertung von Akten der früheren Betreiberfirma der inzwischen stillgelegten Sondermülldeponie gravierende Behördenfehler, Versäumnisse bei den Kontrollen und zum Teil chaotische Verhältnisse bei der Einlagerung hochgiftiger Sonderabfälle festgestellt und lag seit November 1986 der Staatsanwaltschaft vor. Sofort nach Bekanntwerden des Berichts im Mai leitete die Staatsanwaltschaft Hannover ein Verfahren gegen Unbekannt wegen „Verletzung des Dienstgeheimnisses“ und „Verbotener Mitteilung über ein Strafverfahren“ ein.

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